Der Bunte Hof wurde 1579 von Ludolf I. von Rössing in der Südostecke der Altstadt errichtet (1). Nur 10 Jahre nach dem Bau des Bunten Hofs in Osterwieck errichtete Ludolf von Rössing in Rössing nahe Nordstemmen einen weiteren zweigstöckigen Fachwerkbau mit rundem Turm auf den Resten der alten Burganlage.
Das Anwesen war im 16. und 17. Jahrhundert durch die in unmittelbarer Nähe entlang führende Stadtmauer befestigt, mit einem Damm und einem 14 Morgen großen Teich (2). Die Altstadt selbst mit einem Wall, Graben und Mauer befestigt. Drei Stadttore führten in die Stadt, das Kapellentor, das Schulzentor und das Neustädter Tor.
Der Adelshof bestand aus einer Ansammlung von Bauten unterschiedlicher Entstehungszeiten. Er umfasste nach einer Federzeichnung aus dem Jahre 1760 und alten Fotografien den Südflügel, welcher das dreistöckige Hauptgebäude darstellt sowie den rechtwinklig angrenzenden kleineren Westflügel. In der inneren Ecke lag der achteckige Treppenturm mit Treppenstufen aus Eichen- und Fichtenholz.
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Abb. 1 Zeichnung „Der Bundeshof Buntehof“ von Rostofsky, um 1780, (Heimatmuseum Osterwieck)
Nördlich an den Westflügel angrenzend stand ein dreistöckiges Fachwerkgebäude mit Mittelrisalit und Treppenturm, vermutlich von Lippold III. von Rössing, dem Vater Ludolph von Rössings, errichtet (3). Schon 1877 wurden die Gebäude mit Ausnahme des Hauptgebäudes als desolat beschrieben (4). Dieses Fachwerkgebäude mit einem eigenen Treppenturm wurde laut einer Inschrift im Jahre 1530 errichtet (5). In seiner Beschreibung von Osterwieck im Jahre 1883 berichtet Clericus, der Magdeburger Heimatforscher, dass der "alte Thurm ..., erst im vorigen Jahr abgebrochen worden ist ..." (6).
Der dreistöckige Fachwerkbau mit Mittelrisalit wurde auf einer Fotografie um 1880 kurz vor dem Abriss dokumentiert. Das Gebäude zeigt als Schmuckmotiv die für das 16. Jahrhundert typischen Fächerrosetten, die mit der Errichtung des Gebäudes 1530 als älteste nachgewiesene Schmuckform in Osterwieck gilt. Einige Fenster besaßen in Bleiruten gesetzte Butzenscheiben.
1952 erfolgte der Abriss des Westflügels des Hauptgebäudes unter Wiederverwendung der Brüstungsplatten und der Schwellen mit Inschriften im Bereich des westlichen Abschnitts der Nordfassade des Südflügels. Die an dieser Stelle befindliche Fachwerkinnenwand wurde abgetragen und die neue Außenfassade entsprechend der Vorkragungen des östlichen Abschnitts der Nordfassade von 12 cm im 1. Obergestock und 28 cm im 2. Oberstock mit den zweitverwendeten Hölzern errichtet.
Der Westflügel umfasste neun Gebinde, deren Konstruktion identisch war mit dem Südflügel mit auf den Deckenbalken angeordneten Ständern, Brust- und Kopfriegeln sowie ein- genuteten Brüstungstafeln. Sein Zugang erfolgte durch eine unmittelbar an den Treppenturm angrenzende Eingangstür.
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Abb. 2 Foto von 1952, Abtrag des Westflügels, (Landesdenkmalamt Halle)
Das Innere des Westflügels war 1880 durch den Umbau zur Bierbrauerei stark verändert worden. Im Unterstock befand sich laut einem Planbestand von 1880 vor dem Einbau der Braubottiche das Waschhaus und bauzeitlich die Schwarze Küche des Adelshofes. Nach dieser Planzeichnung stand der an den Westflügel nördlich angrenzende Schuppen auf den Kellergewölben des 1880 abgerissen Fachwerkbaus mit Mittelrisalit (7).
Die beiden oberen Stockwerke besaßen jeweils ein großes Zimmer zum Hof und einen entlang der Westfassade führenden Korridor, der 1880 bei Clericus als Raum mit Malereien ausgestattet, beschrieben worden war und zum angrenzenden Südflügel führte.

Die Besitzer und Nutzung des Bunten Hofes

Der Besitz des Areals des Bunten Hofs gehörte vermutlich bereits seit Mitte des 15. Jahrhunderts der Familie von Rössing. 1579 errichtete Ludolph I. von Rössing, der zweite Sohn Lippolds XIII., den Bau in Osterwieck. Er stand als Rittmeister in den Diensten Phillipp II. von Spanien. Er soll mit seinem älteren Bruder Jahn VIII. und dem jüngeren Bartold im Krieg zwischen König Heinrich II. von Frankreich, Kaiser Karl V. sowie König Philipp II. von Spanien um Flandern als "Schwarzer Reiter" 1557 an der Schlacht von St. Quentin teilgenommen haben. 1585 diente er mit 300 Pferden in französischen und niederländischen Truppen und erhielt für 34 Reisende und 11 Wagenpferde ein monatliches "Stathgeld und Vorteilsgeld" von 1405 floris monatlich (8).
Von 1770 bis 1805 verpachteten die Rössings den Bunten Hof an die Familie Friedrich Johann Rostosky. Im 19. Jahrhundert wechselte der Besitzer sehr häufig. In dem Anwesen wurde von 1868 bis 1875 seitens der königlichen Regierungsabteilung für Kirchen und Schulwesen zu Magdeburg eine Präparandenanstalt errichtet. Am 27. Februar 1869 war die Instandsetzung der Schule fertig gestellt. Der Bunte Hof wurde schließlich ab 1880 an Friedrich Schreyer (9) veräußert, der im Westflügel eine Bierbrauerei einrichtete. 1934 befanden sich in der unteren Etage eine Gastwirtschaft, eine Wirtschaftsküche und Wohnräume (10). Seit 1980 stand das Gebäude leer.

Beschreibende Darstellung der Bausubstanz

Die Außenfassaden

Der dreistöckige Fachwerkbau liegt auf einem aus Bruchsteinen gemauerten Keller und Sockel auf. Die vier Keller unter dem Gebäude sind verschiedenen Bauzeiten zuzuordnen. Die westlichen Keller, einer mit Kreuzgratgewölbe und ein angrenzender Keller mit einer Bohlendecke, entstammen einer älteren Bauzeit. Die nach Osten vorgelagerten zwei Kellerräume sind mit einem Tonnengewölbe überwölbt (11). Der Zugang vom Treppenturm aus, nachträglich vergrößert, belegt die einheitliche Errichtung von Kellergewölbe und aufgehendem Fachwerkbau (12).
Das einheitliche Abbundsystem (nördlich: römische Zahlen mit Ausstichen) der Fachwerkwände in allen Stockwerken, die Verwendung von Eichenholz für die in Reihung stehenden Ständer, Schwellen, Rähme und zwei Riegellagen sowie die Verwendung von Kiefernholz für Füllhölzer und Deckenbalken kennzeichnen die Bauzeit von 1579. Alle Holzverbindungen sind gezapft und mit Holznagel gesichert. Der angeblattete durchgehende Brüstungsriegel spannt über die gesamte Hauslänge. Die bauzeitlichen Gefache sind mit Stakenhölzern mit einem Strohlehmputz und einem dünnen Kalkputz mit Tierhaaren gefüllt. Die Schließungen der Gefache im 17., 18. und 19. Jahrhundert erfolgten mit Lehmsteinen bzw. Ziegelsteinen.
Das Fachwerkgebäude wurde in jedem Stockwerk zimmermannsgerecht abgebunden. Die oberen Stockwerke kragen an der Hauptfassade nach Norden leicht vor. Im Unterstock befinden sich im östlichen Randgefach und seitlich der früheren Toreinfahrt Streben. Von dem bauzeitlichen Abbund der westlich des Treppenturmes bestehenden Fachwerkinnenwand verblieb nach dem Umbau 1952 lediglich ein Rest der Schwelle mit einem Eckständer. Die Bohrlöcher für die Holzkeile im Eckständer, insgesamt drei Stück, verweisen auf das bauzeitliche Vorhandensein einer Strebe, einer Kopfstrebe und eines Riegels.

Plan 3 Nordfassade

Im Unterstock liegt die bauzeitliche Toreinfahrt zwischen dem 5. und 8. Gebinde östlich des Wendelsteins. Die Toreinfahrt befindet sich zwischen zwei Eichenholzständern, in die die Kopfstreben und der Sturzbalken einzapfen. Das östliche Schwellstück zapft mit einem Versatz in den Ständer, der noch einen Stützkloben der früheren Toraufhängung aufweist. Der westliche Abschnitt wurde bei Schließung der Toreinfahrt verändert. In diesem Bereich wurden die Hölzer beim Umbau teilweise wiederverwendet und auf einem höher gesetzten Schwellholz angeordnet. Die an die Toreinfahrt angrenzende Strebe und die folgende Ständerreihung verblieben bis auf wenige Ständer in ihrer Lage unverändert. Die Entfernung der Knaggen vom 8. bis 11. Gebinde erfolgte, um die Ständern einzukürzen (13).
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Abb. 3 Rekonstruktionsplan Osterwieck Bunter Hof, Nordansicht, (Zeichnung Deutsches Fachwerkzentrum Quedlinburg, nachfolgend DFZ Qlb.)
Ursprünglich besaß der Bau vier Erker, die sich über zwei Stockwerke erstreckten, einer an der Nordfassade östlich vom Treppenturm und zwei weitere auf der Südseite und am Ostgiebel, erkennbar an den unterbrochenen Schwellbereichen, den Zapfenlöchern der ursprünglich einzapfenden Riegel, Schwellhölzer und Rähmstücke in den Ständern und Kopfstreben, seitlich der Ständer im Übergang zum Erker. Der heute noch erhaltene Erker betont die Südwestecke des Fachwerkbaus. Die anderen Erker wurden vermutlich im Laufe des barocken Umbaus zurückgebaut. Auf der Zeichnung von Rostosky im Jahre 1780 ist der Erker an der Nordfassade nicht mehr dargestellt (14). An der Nordfassade im 13. Gebinde des Unterstocks bezeichnet ein Zapfenloch, in das ursprünglich eine Kopfstrebe einzapfte, die Tragkonstruktion des Erkers. Die in die Fassade wieder eingesetzten Brüstungsplatten lassen aufgrund ihrer Breite die Vermutung zu, dass der Erker rechteckig aus der Fassade hervortrat. Der Erker auf der Südseite glich im äußeren Erscheinungsbild mit Fußstreben unterhalb des Riegels dem Erker in der südwestlichen Ecke, jedoch nicht polygonal sondern rechteckig vorkragend. Der jetzt in der Fassadenflucht stehende Ständer besitzt seitlich Zapfenlöcher für Riegel und Fußstreben.
Der Südflügel wird an der Nordfassade von zwei Inschriften der Schwelle geschmückt. Die untere Inschrift lautet: "CONDIDIT HANC MOLEM STVDIO ATQVE LABORE LVDOLPHVS ROSSINGVS PRISCAE NOBILITATIS HONOS OMNIA FERT AETAS SECVM TRAHIT OMNIA TEMPVS FLOREO SED STVDIO CLARE LVDOLPHE TVO." (15) In Deutsch: "Mit Fleiß und Eifer hat Ludolph Rössing aus altadligem berühmtem Geschlecht diesen Palast gebaut. Alles entsteht und vergeht mit der Zeit, ich aber, o ruhmvoller Ludolph, stehe in Blüte durch deinen Fleiß."
Am oberen Schwell steht: "Weil Ihr auff erden seid und lebet Allzeit nach ehrn und tugend strebt Dan was auff erden ist vorgeht Lob ehr und Tugend Ewig besteht Anno Christi 1579." (16)
Der freistehende Fachwerkbau weist auf der Fassade und Rückfront Schnitzwerk auf. Die Deckenbalken sind an den Enden abgefast und abgerundet. Die Fasen enden in einem Viertelstab. Die Füllhölzer sind mit Schiffskehlen verziert. Die profilierten Knaggen zapfen unterhalb der Deckenbalken in die Ständer.
Besonderen Schmuck offenbart die Nordfassade. Unterhalb des profilierten Brüstungsriegels sind eichene, in die Ständer eingenutete Brüstungsbohlen mit einer doppelten Arkaden und Kapitellen zu sehen. Diese Brüstungsbohlen waren ursprünglich mit Malereien verziert, welche Büsten von Königen darstellten. Im Denkmalverzeichnis von 1902 wird von dem Verfasser vermutet, dass römische Kaiser dargestellt waren (17). Auf einer Fotografie von Paul Eisert aus dem Jahre 1934 sieht man in den Arkadenfeldern eine männliche und eine weibliche Person mit Krone und Kette. Eisert vermutete allerdings, dass sie Adelsgeschlechter, Verwandte der von Rössings, darstellten (18).
In der Ecke der ursprünglich rechtwinkligen Zweiflügelanlage, heute etwas außermittig vor der Nordfassade, befindet sich der achteckige Treppenturm, der bauzeitlich über die Firstlinie des Daches hinausreichte. Auf dem Stich von Merian von 1641 (19) und der Handzeichnung von Rostosky schließt er mit einer Welschen Haube. Der Treppenturm mit einem umlaufenden doppelt gezapften Schwellenkranz, über Eck gestellten Ständern, zwei Riegelketten und Brüstungsbohlen weist in den oberen Stockwerken auf Höhe des Schwellkranzes als Betonung der Ecksituation aufgenagelte Kapitelle auf. Der Schwellkranz wurde beim Kellerabgang nachträglich höher gestellt. Der Eingang zum Treppenturm befindet sich in der östlichen Achse, unmittelbar an den Südflügel angrenzend. Der Türsturz des Turmzugangs verblieb trotz Schließung im 18. Jahrhundert in Folge der Veränderung der Eingangssituation ungestört.
Die Lage des Sturzbogens mit Vorhangbogenprofil wurde vermutlich noch während der Bauzeit nach unten versetzt, da die ursprünglich geplante Höhe, ablesbar an den drei Holznagellöchern in den Ständern, den Blick auf die Untersicht der hölzernen Wendeltreppe ermöglicht hätte (20).
Die Treppenstufen aus Eiche und Kiefernholz sind aus einem Stück mit der Spindel gefertigt. Sie liegen auf den mit Bruchsteinen gemauerte Gefach auf und im Bereich der Ständer, Riegel sowie der Schwelle auf kleinen mit schmiedeeisernen Nägeln befestigten Konsolen.
Die Südfassade des Fachwerkbaus erhebt sich im östlichen Bereich über einem massiv gemauerten Erdgeschoss. Der Torbogen der Durchfahrt, entsprechend der Toröffnung der Nordfassade, ist als Resten eines Ziegelsteinsturzes im Läufer-Binderverband in der Bruchsteinmauer erhalten. Inwieweit dieser Mauerwerksabschnitt einen Teil eines Vorgängerbaus darstellt, ist nicht belegbar.

Plan 4 Südfront

Die Fachwerkkonstruktion der Südfassade gleicht im Abbund und den Schmuckformen – Schiffskehlen im Schwell- und Füllholzbereich, abgefaste Deckenbalken - dem der Nordfassade. Das an den massiven Mauerwerksabschnitt angrenzende Fachwerk im Unterstock wurde im 18. und 19. Jahrhundert mehrfach verändert, insbesondere durch die Vergrößerung der Fensteröffnungen und den Einbau von Türen zum Garten.
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Abb. 4 Rekonstruktionsplan Osterwieck Bunter Hof, Südansicht, (Zeichnung DFZ Qlb.)
Die Längsaussteifung der Fassade erfolgt im Unterstock mit zwei Riegelketten und in den oberen Etagen zusätzlich durch Streben, die in die Eckständer, Ständer und die Schwelle gezapft sind und jeweils ein Gebinde weit spannen. Eine regelmäßigere Anordnung der Streben zeigt sich in den beiden oberen Stockwerken zwischen dem 7. bis 9. sowie dem 11. und 13. Gebinde.
Im 2. Oberstock wurden die Streben zwischen Gebinde 9 und 11 entfernt. Ihr Standort verblieb ablesbar an den Holznagellöchern in der Schwelle. Seitlich des bauzeitlich aus der Fassade kragenden Erkers (Gebinde 14-16) sind Streben und Fußstreben unterhalb des Brüstungsriegels angebracht.
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Abb. 5 Abbildung Ostgiebel, 2013, (DFZ Qlb.)
Die Südfront schmückte bauzeitlich zwei Erker: der noch erhaltene südwestliche Eckerker und der im 18. Jahrhundert zurückgebaute Erker, welcher lediglich in seiner Lage an den in den Ständern vorhandenen Zapfenlöchern, der unterbrochenen Schwelle, den kleinen Kopfstreben und dem in die Flucht der Fassade zurückgesetzten Ständer ablesbar verblieb (21).
Der an der südwestlichen Ecke mit fünf Seiten eines Achtecks vorkragende Erker wird von zwei Balken unterhalb der Deckenbalkenlage mit Stelzfuß und Kopfstreben getragen. Historische Aufnahmen zeigen vor der Verschieferung der Außenfassade Fußstreben unterhalb der Brüstungsriegel zwischen den Gebinden. Im 16. Jahrhundert besaß der Erker in jedem Gefachfeld oberhalb des Brüstungsriegels eine Fensteröffnung.
Der Ostgiebel wiederholt den Fachwerkabbund des Südgiebel, die Randgefache und der mittlere Ständer, im Unterstock den Mittellängsunterzug tragend, werden von Streben vergesteift. Im 1. und 2. Oberstock befand sich zwischen dem 2. und 3. Ständer von Norden, durch die unterschiedlich Breite des Randgefachs versetzt angeordnet, ein hölzerner auskragender Abortschacht. Zapfenlöcher für auskragende Schwell,- Riegel,- und Rähmstücke bezeugen auf die ursprüngliche Lage (22).
Die in den Quellen vermutete Zugbrücke am Ostgiebel, die den Rittersaal mit der Stadtmauer verbunden haben soll, konnte nicht bestätigt werden. Hingegen befand sich im 2. Oberstock ebenfalls ein auskragender Erker. Dieser Erker wurde im darunterliegenden Stock durch in auskragende Stichbalken und Ständer eingezapft Streben abgestützt. Zapfenlöcher in den Ständern, die die nachträglich zugesetzte Öffnung rahmen, verweisen auf einbindende Riegel und Fußstreben. Somit glich das äußere Erscheinungsbild des Erkers dem der Sudwestfassade.
Der Westgiebel kragt in jedem Stockwerk vor. Zwischen den Stich- und Gratstichbalken liegende Füllhözer mit Schiffskehlen und Knaggen unterhalb derselben betonen die architektonische Erscheinung.

Außenfarbigkeit

Die ältesten Fassungsbefunde belegen einen kaminroten Anstrich der Fachwerkkonstruktion mit einer wenige Millimeter starken Begradigungslinie in das Gefachfeld hineinragend. Ein angebauter Schuppen schützte einen Tei der Fassade, die neben dem Kaminrot der Fachwerkkonstruktion auch florale, weiße, das Brüstungsfeld rahmende Rankenmalereien zeigen. Das innere Gefachfeld erhielt einen altweißen Anstrich. Eine jüngere Fassung zeigt eine Backsteinimitation mit roten, filigran aufgetragenen, horizontal und lotrecht verlaufenden Linien oder roter Fassung des Gefaches mit weißem Fugenstrich (23).

Plan 6 Grundriss EG

Innenraum

Im Inneren konnte die bauzeitliche Stellung der Wände anhand der Blattsassen, Holznagellöcher und natürlich der in situ verbliebenen Wände rekonstruiert werden. Die bauzeitlichen inneren Fachwerkwände aus Eichenholz mit Ständerabständen von annähernd einem Meter in Deckenbalken und Schwellenholz gezapft besitzen zwei Riegelketten. Die obere Riegelkette wurde meist mit Holznägeln gesichert. Die Bundwände zapften mit einer Strebe, einem Kopfband und einem Riegel in die Außenwände ein. Als bauzeitliches Gefachmaterial wurden Stakenhölzer mit Strohlehmputz und darauf ein dünner Kalkputz verwendet, mit Farbfassungen.
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Abb. 6 Rekonstruktionsplan Osterwieck Bunter Hof, Grundriss Erdgeschoss, (Zeichnung DFZ Qlb.)
Bauzeitlich besaß der Unterstock einen annähernd dreizonigen, zweischiffigen Grundriss. Das östliche Drittel wurde durch eine bauzeitliche Wand zur Begrenzung der Tordurchfahrt abgeteilt. Anschließend folgte in einer Breite von 12 Gebinden ein großer, ungeteilter Raum.
Die dritte bauzeitliche Querwand verläuft von Süd nach Nord im Gebinde 19 - westlich der barocken Fachwerkwand der Diele, erkennbar an den in den bauzeitlichen Ständern der Südfassade eingefügten Zapfenlöchern für Strebe, Kopfstrebe und Riegel und dem noch verbliebenen Schwelle. Die südliche Fachwerkaußenwand weist ab dem aufgemauerten Bereich der Tordurchfahrt noch einen geschlossenen bauzeitlichen Abbund auf. Die einzelnen Ständer mit eingezapften Kopfstreben zeigen an zwei Stellen Abbundzeichen (XIII, XII). Die nördliche Fachwerkaußenwand wurde durch Umbaumaßnahmen im 18. Jahrhundert und 1952 verändert und verblieb lediglich im Ostteil der bauzeitlichen Abbund erhalten.
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Abb. 7 Baualterplan Bunter Hof, Grundriss Erdgeschoss, (DFZ Qlb.)
Der bauzeitlichen Unterzug, mittig, vom Ost- zum Westgiebel, trägt die Deckenbalken. Er wird geragen von starken Bundständern in beiden Giebeln und Ständern eingebunden in bauzeitliche Querwände. In der heutigen Diele, ein Teilbereich des ehemals 12 Gebinde umfassenden Raumes, befindet sich ein Eichenholzständer mit bauzeitlich vier Kopfstreben, die in die Deckenbalken und den Unterzug einzapfen. Die Kopfstrebe nach Westen fehlt. Im darüber liegenden Stock befindet sich ein Gebinde nach Westen versetzt die bauzeitliche Innenwand zur Diele. Auf der nördlichen Seite des Raumes führt ein Türdurchgang mit bauzeitlicher Zarge zum Treppenturm.
Die Deckenbalken, von Nord nach Süd spannend, lagern mittig auf dem Längsunterzug und aufgekämmt auf dem Rähm der Außenwände. Im westlichen Raum (Raum 5, 6) zapft der ehemalige Unterzug des 1952 abgetragenen Westflügels in den Längsunterzug ein. Im Bereich des Eckerkers verläuft ein Wechselbalken von Südost nach Nordwest, in den die Deckenbalken des Erkers als Stichbalken einzapfen.

Plan 6a Bauphasenkartierung

Die Grundriss-Situation im Unterstock spiegelt die Umbauphase des 18. Jahrhunderts wieder. Die meist aus Nadelholz bestehenden Fachwerkwände wurden nachträglich in die bauzeitlichen Deckenbalken gezapft. Die Gefachmaterialien bestehen aus Lehmsteinen mit Lehm-l oder Kalkmörtel, teilweise mit Tierhaaren versetzt.
Die große Eingangsdiele (Raum 12,13) im Unterstock wird begrenzt von den beiden Längswändden und den beiden Querwände, die in der Barockzeit eingezogen wurden.
Zu den östlich angrenzenden Räumen führten symmetrisch angelegte Türen. In der westlichen Querwand wurde der barocke Türdurchgang im 20. Jahrhundert geschlossen. Für die Eingangstür an der Nordfassade wurde ein Ständer der Fassade entfernt.
Der östliche unmittelbar an die Eingangsdiele angrenzende Raum zum Innenhof erhielt unterhalb des Längsunterzugs eine Bruchsteinsteinwand mit einer rundbogigen Nische. In der Wand eingemauerte Rauchkanäle ermöglichten das Beheizen des Raumes.

Plan 7 Grundriss 1. OG

Das 1. Obergeschoss

Der östliche Teil des 1. Oberstocks teilen vier von Nord nach Süd stehende Querwände und eine Längswand unter dem außermittigen im südlichen Drittel verlaufenden Unterzug den Grundriss in drei große Raumabschnitte. Die großen Räume beherbergten vermutlich die repräsentativen Wohnräume der Familie von Rössings. Die Raumflucht schließt mit einem trapezförmigen kleineren Raum im Osten, dem Abortraum. Entlang der südlichen Außenwand, lagen flurähnlich schmale Räume.
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Abb. 8 Rekonstruktionsplan Osterwieck Bunter Hof, Grundriss 1. Obergeschoss, (Zeichnung DFZ Qlb.)
Nach Westen schließt die große Diele mit der Wendeltreppe an. Die Raumteilung im Westteil ist spiegelbildlich versetzt von der Ostseite.
Im Südwestecke lag ein großer repräsentativer Raum mit einem Eckerker. Bauzeitlich besaß der Erker fünf Fensteröffnungen. Die Felder der nachträglich zugesetzten Gefache zeigen eine holzimitierende Farbfassung mit Trinksprüchen des 19. Jahrhunderts. Die noch aus dem 16. Jahrhundert stammende hölzerne Fensterrahmung und ein Blendrahmen mit zwei eingetieften Füllungsfeldern, im Sturzbereich mit Klötzchenfries abgetreppt und zur Fensterfläche hin mit Viertelstab profiliert, sind im mittleren und den beiden seitlichen Fensteröffnungen erhalten.
Dieser Raum wird laut Eißert in einer Amtsgerichtsakte von 1778 erwähnt. Hier, in der so genannten "goldenen Stube", soll die Auslegung der Decke 60 Reichsthaler gekostet haben (Rössingsche Grundakte) (24). Nach Clericus war im Jahre 1883 eine kostbar getäfelte und bemalte Saaldecke für 300 Mark auf das Wernigeröder Schloss verbracht worden (25).
An den bauzeitlichen Decken- und Stichbalken der Westfassade und des Erkers konnte lediglich ein bemaltes Holzpaneel aufgefunden werden. Es zeigt florale Motive in Grisallietechnik. Eine Zweitverwendung des Brettes oder original verbaut kann derzeit nicht geklärt werden.
Im Norden verlief ein von der Diele ausgehender Korridor entlang der nördlichen Innenwand des Südflügels zum Westflügel.
Die Diele lässt die repräsentative Gestaltung der Räume im 16. Jahrhundert erkennen. An der Nordfassade kragt der polygonale Treppenturm in den Dielenraum, im Süden lag der auskragende rechteckige Erker. Die bauzeitlichen Türöffnungen blieben im Bereich der östlichen Querwand mit Türfutter und Bekleidung aus der Renaissance erhalten. Die seitlichen Blendrahmen sind mit kannelierten Pilastern mit Basis und Kapitell verziert, die auf erhöhten Postamenten stehen. Das Bekrönungsfeld zeigt einen Triglyphenfries und einen vorkragenden, abgetreppten Abschluss. Der bauzeitliche Eingang zu den westlich angrenzenden Räumen umfasste eine Grisaillemalerei, die einen Blendrahmen mit Beschlagwerk imitiert.
Im Bereich der Diele verläuft der Unterzug mittig und liegt auf den Ständern der bauzeitlichen Querwände auf, unterstützt von einfachen Knaggen. Die von Nord nach Süd verlaufenden Deckenbalken liegen auf dem Rähm der südlichen Außenwand und im Norden auf einem Wechsel vor dem Treppenturm.
Der nordöstlich an die Diele angrenzende Raum besaß bauzeitlich einen mittigen Erker an der Hoffassade. Der östliche Ständer des Erkers mit Resten von grau-weißen Kalkschlämmen, weist Zapfenlöcher der ehemaligen einbindenden Querwand mit Brust- und Kopfriegel, Streben und Kopfstrebe auf. Die Zapfenlöcher mit zugehörigen Holznagellöchern im Ständer wurden nachträglich mit Gipsmörtel geschlossen und wiederholen sich im parallel gegenüber liegenden Ständer der südlichen Innenwand. Die heutige Innenwand, ein Gebinde weiter östlich als die bauzeitliche, zeigt Befunde in der Konstruktion, der Ausfachung, den polychromen Fassungen und ein Abbundzeichensystem, die eine Einordnung dieser Wand in die 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts erlaubt (26). Ein weiteres Indiz ist der an der Fachwerkwand verbliebene Blendrahmen mit seitlich angrenzenden Fassungen um 1600.
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Abb. 9 Gefachmalerei aus dem 16. Jahrhundert, trapezförmiger Raum am Ostgiebel, Foto vom 09.06.2009, (DFZ Qlb.)
Der trapezförmige Raum am Ostgiebel besitzt sehr gut erhaltene Gefachmalereien des 16. Jahrhunderts, einen umlaufenden, das Fachwerk rahmenden Begleiter und einen dünnen Beistrich im Gefachfeld (27). In den Ecken des Gefaches sprießen stilisierte Blüten und Blütenstengel gemalt hervor. Eine zweite, jüngere Malschicht zeigt eine alle bauzeitlichen Öffnungen rahmende Grisaillemalerei. Die Öffnungen rahmen Beschlagwerk mit C- und S-förmigen Schwüngen, Rollwerkskartuschen, Fruchtgirlanden, Bändern und im oberen Bekrönungsfeld Bänder haltende Kraniche. Die Malerei auf Kalk-Kasein-Putz lässt sich in die 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts einordnen.
Am Ostgiebel befand sich an diesem Raum laut Reimers ein Abortanbau, an der nachträglichen Schließung einer kleinen Türöffnung erkennbar. Nach Freilegung des Ostgiebels 2013 bestätigen Zapfenlöcher für auskragende Schwellhölzer, Riegel und Rähmstücke das Vorhandenseins eines hölzernen auskragenden Anbaus.

Plan 9 Grundriss 2. OG

Der Rittersaal erstreckt sich in einer Länge von etwa 21 m und einer Breite von etwa 10 m im 2. Oberstock. Der stützenfreie Raum befand sich wie in vielen Schlossbauten, zum Beispiel in Schloss Stolberg im 2. Obergeschoss. Erschlossen wurde der Raum über die Wendeltreppe. Nach Westen wird der Raum durch eine Querwand begrenzt. Zwischen dem 3. und 4. südlichen Ständer befand sich die bauzeitliche Türöffnung zu den dahinter liegenden Räumen im Westteil (28).
Erhellt wurde der Saal auf der Nordseite von einer in jedem 2. Gefach angeordneten Fensteröffnung. Auf der Südseite waren diese Öffnungen paarweise angeordnet.
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Abb. 10 Rekonstruktionsplan Osterwieck Bunter Hof, Grundriss 2. Obergeschoss, (Zeichnung DFZ Qlb.)
Die Rahmenhölzer der zwei noch vorhandenen älteren Fenster bestehen aus Nadelholz und sind mit Schlitzzapfenverbindungen gefügt. Ein Holznagel sichert jede Verbindung. In den mittleren durchlaufenden Pfosten zapfen Querhölzer in den Drittelspunkten. In die sechs Rahmenfelder sind vier kleine Glasscheiben (Zylinderglas) mit Bleisprossen in einer einfachen Nut eingesetzt. Auf der Außenseite befand sich ein Windeisen zur Stabilisierung. Im unteren und oberen Fensterbereich befinden sich je ein Lüftungsflügel als Schiebefenster, der in horizontaler Richtung auf der Innenseite über einen feststehenden Teil geschoben wird. Der Schiebeflügel wird in Laufnuten im Unter– und Oberschenkel sowie an den Querhölzern geführt. Der äußere Falz des Schiebeflügels stößt gegen den äußeren Falz des Fensterrahmens. Diese Fenster stammen vermutlich aus dem 17. Jahrhundert.
Der Raum besaß bauzeitlich drei Erker. Der dritte Erker lag am Ostgiebel. Ein Sturzriegel zwischen dem zweiten und vierten Ständer mit Versatz in die Ständer gezapft überspannt die nachträglich geschlossene große Öffnung.
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Abb. 11 Fenster aus dem Bunten Hof, (09.06.2009, DFZ Qlb.)
Der Raum besaß mehrere Gestaltungsvarianten. Einige der in Schwellen und Deckenbalken gezapften Ständer zeigen ab 2,20 m Höhe Fassungsreste, wie schwarze florale Motive auf rotem Grund. Die untere ungefasste Fläche war offensichtlich bauzeitlich mit einem Wandpaneel geschmückt. 1883 beschreibt Clericus den zweiten Stock als eine Art Galerie mit Fenstern an einer Langseite, die damals mit Malereien, durch Figuren verschnörkelte Renaissance-Cartouchen geschmückt, noch erhalten waren (29). Weiterhin befanden sich in jeder 3. Gebindeachse in Deckenbalken und Ständer eingelassene profilierte Knaggen, die zum Raum Reste von Fassungsspuren aufweisen.
Die Balkenlage des Saales lagert auf den Außenwänden sowie mittig auf einem im Dachwerk aufgehängten Unterzug in Saalmitte auf. Der Unterzug aus Nadelholz 21 m lang, aus einem Holzstamm und wurde an zwei Hängewerke im Dachwerk mittels Eisenlaschen aufgehängt (Hängewerk). Auf dem Unterzug sind Bemalungsreste zu sehen, die die Namen und Wappen von Verwandten und Verbündeten der Rössings darstellen – von Gadenstedt, von Adelevesen, von Mandelsloh (30). Zwischen den Deckenbalken liegen Stakenhölzer mit einem Strohlehmputz und einem dünnen Kalkputz abgeputzt. In einzelnen Feldern im westlichen Bereich ist die bauzeitliche Bemalung erhalten. Ein umlaufender Beistrich gliedert die Deckenfelder.
Westlich an den Rittersaal angrenzend wiederholt sich die Grundrissanordnung vom 1. Oberstock. Im bauzeitlichen Korridor sind auf der Westseite in vielen Gefachflächen noch Malereien der Renaissance zu erkennen. In diesem Raum sind die Hölzer dunkel gestrichen, und ein Begleiter angeordnet, eine Art Begradigung des Holzes. In der Gefachfläche verläuft ein dünner Beistrich, der sich in den Eckpunkten überkreuzt. Aus den Ecken wachsen polychrome stilisierte Pflanzenblüten heraus. Die Fachwerkgestaltung ist vergleichbar der Gefachmalerei am Schäfershof in Osterwieck.

Plan 11/12/13

Das Dachwerk

Das Gebäude wird abgeschlossen mit einem Kehlbalkendach aus Nadelholz - mit zwei Kehlbalkenlagen und mittig stehendem Stuhl im 10., 16., und 19. Gebinde beziehungsweise Hängesäulen im 7. und 13. Gebinde. Die Dachkonstruktion der östlichen Gebinde entstammt der Bauzeit 1579.
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Abb. 12 Explosionszeichnung vom Hängewerk Dachgeschoss Bunter Hof, (Zeichnung DFZ Qlb.)

Hängewerk

Die Sparren zapfen in die Deckenbalken, am First sind sie durch einen Scherzapfen miteinander verbunden. Während der untere Kehlbalken in die Sparren zapft, schließt der obere mit Schwalbenschwanzblättern an diese an.
Die Hängewerke sind mit dem Längsunterzug im Rittersaal mittels Hängeeisen, Unterlegplatte und Bolzen befestigt. Im Hängewerk justieren eiserne Bänder mit Krampen, Querbolzen das Hängeeisen. Die Hängesäule überblattet die Kehlbalken. Im unteren Bereich sind die Hängesäulen an den Deckenbalken geblattet. Hängesäule und Zapfen der Deckenbalken sind mit schmiedeeisernen Nägeln, Unterlegplatte und Keil (Keilschloss) befestigt.
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Abb. 13 Querschnitt vom Hängewerk Dachgeschoss Bunter Hof, (Zeichnung DFZ Qlb.)
Im oberen Bereich der Hängesäule sind zwei Druckstreben mit Versatz angeordnet. Strebe und Deckenbalken sind verzapft und mit Holznagel gesichert. Im Rittersaal befinden sich in Lage der Bindergespärre Knaggen, die biegesteife Eckenbilden. Die stehenden Stuhlsäulen sind durch verzapfte Kopfstreben in Quer- und Längsrichtung mit Kehlbalken und Mittellängsrähm verbunden.Der stehende Stuhl dient der Queraussteifung für seitlich angreifende Windlasten.

Abbundzeichensystem

Das durchgehende Abbundzeichensystem zeigt auf der Nordseite eine Strichaddition mit Ausstich, auf der Südseite römische Ziffern von 10-23 (vor dem Ostgiebel). Die Abbundzeichen befinden sich auf der westlichen Seite der Sparren und des Kehlbalkens, im Bereich des Hängewerkes auf den Streben, der Säule, und der Oberseite der Deckenbalken.
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Abb. 16 Grundriss des Dachgeschosses mit Eintragung der Abbundzeichen, (DFZ Qlb.)
Die Bindergespärre – Hängesäule und stehender Stuhl - wurden auf der nördlichen Abbundseite mit viereckigen Ausstichen an den Stuhl– bzw. Hängesäulen, den Kopfstreben und dem Mittellängsrähm an den überblatteten Bereichen gekennzeichnet. Die Kennzeichnung des Vollgespärres Gebinde 19 mit stehendem Stuhl mit einem Ausstich legt die Vermutung nahe, dass das westlich anschließende Bindergespärre mit der Zählung im Westflügel im Zusammenhang stand, dort mit einem Ausstich beginnend.
Die westlichen 10 Gebinde wurden 1952 aus zweitverwendeten Hölzern mit Blattsassen und Zapfenlöchern an Kehlbalken und Sparren bei Rückbau des Seitenflügels erneuert. Dort befinden sich zusätzlich zwei stehende seitliche Stühle aus sägerauen Hölzern.

Plan 14

Längs- und Queraussteifung

Bei dem aus dem 16. Jahrhundert errichteten Gebäude sind Unterstock, 1. Oberstock und 2. Oberstock konstruktiv selbstständige Einheiten.
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Abb. 17 Systemskizze / Längsschnitt , (DFZ Qlb.)
Zwei tragendende Traufwände und Ständerreihen unterhalb des im Unterstock und im 2. Oberstock mittig verlaufenden Längsunterzugs, im 1. Oberstock in der östlichen und westlichen Hälfte nach Süden und Norden versetzt, sind die wichtigsten Konstruktionsmerkmale. Der Bau besitzt insgesamt 24. Gebinde, im Unterstock befindet sich im jedem 6. Gebinde eine aussteifende Querwand oder ein Ständer mit Kopfstrebe in östlicher und westlicher Richtung. Konstruktive durchgehende Querrahmen bilden jedoch nur die beiden Fachwerkwände der Tordurchfahrt (Gebinde 4 und 7) und die in allen Stockwerken stehende Querwand in Gebinde 19. Im 1. Oberstock lässt sich ab der Bundwand im 2. Gebinde eine annähernd gleichmäßige Anordnung der Querwände in jedem 4. Gebinde erkennen. Bei dem aus dem 16. Jahrhundert errichteten Gebäude sind Unterstock, 1. Oberstock und 2. Oberstock konstruktiv selbstständige Einheiten.
Zwei tragendende Traufwände und Ständerreihen unterhalb des im Unterstock und 2. Oberstock mittig verlaufenden Längsunterzug, im 1. Oberstock in der westlichen Hälfte verspringend, lassen den Bau als Dreiständerbau erkennen. Der Bau besitzt insgesamt 24. Gebinde, im Unterstock befindet sich im jedem 6 Gebinde eine Bundwand oder ein Ständer mit Kopfband in östlicher und westlicher Richtung. Konstruktive Querrahmen bilden jedoch nur die beiden durchlaufenden Fachwerkwände der Tordurchfahrt (Gebinde 4 und 7) und die in allen Stockwerken durchlaufende Bundwand in Gebinde 19. Im 1. Oberstock lässt sich ab der Bundwand im 2. Gebinde eine annähernd gleichmäßige Anordnung der Bundwände in jedem 4. Gebinde erkennen.