Bauzeit:
1. Hälfte 17. Jahrhundert
Inschrift: Am Bau Beteiligte:
1. Klassifikation des Gebäudetyps
Das Gebäude Hagen 25 entstand in Fachwerkbauweise. Zwei konstruktiv in sich abgeschlossene Stockwerke und ein Satteldach
bilden die Kubatur des Hauses.
2. Objektbeschreibung
Lage:
Der Hagen (1) hat seinen Ursprung nördlich des Marktplatzes am Voigteiplatz, verläuft nach Südosten und stößt am
Ende auf die Kapellenstraße. Dort, wo der Hagen die Mühlen-Ilse verdeckt, befindet sich auf der westlichen
Straßenseite mit Giebel zum Bachlauf das Haus Nr. 25.
Beschreibung:
Es ist ein traufständiger Baukörper mit trapezförmigem Grundriss von 13.50 / 17.50 x 11,50 m (im
Unterstock). Zwei Drittel des östlichen Gebäudeteils sind bis zur Mitte unterkellert. Ein weiterer Kellerraum erstreckt
sich drei Gebinde weit nach Süden, ausgehend von der nordwestlichen Ecke. Die Keller haben Umfassungswände aus Natur-
und Bruchsteinen in Lehmmörtel und eine Holzbalkendecke, von Ost nach West spannend. Die Deckenbalken der Keller
lagern auf der Mauerkrone auf.
Fassaden und Fronten:
Der Unterstock der Fassade wurde nachträglich mit Ziegelsteinmauerwerk ersetzt und die
Fachwerkkonstruktion des Oberstocks zeitgleich mit einer Vertäfelung aus waagerechten Holzpaneelen verkleidet. Die
Ständerstellung im Oberstock ist rhythmisch angeordnet. Die Fenstergestaltung zeigt eine profilierte Rahmung und
Bekrönung im spätklassizistischen Stil.
Rückfront und Giebel sind als Teil des ursprünglichen Hauses in Fachwerk errichtet worden. Der südliche Giebel grenzt
an das Nachbargebäude. Der frei stehende Nordgiebel zeigt seine Fachwerkkonstruktion, im Giebeldreieck ist er mit schwarzen
Schieferplatten bekleidet. Durch die Anordnung der Ständer unterhalb der Stichbalken wird erin der Breite in acht Gefache
gegliedert.
Entlang der Rückfrontzeigt sich die Ständeranordnung in Reihung. Dabei wird die Frontbreite in 13 Gefache, teilweise
mit Tür- und Fensteröffnungen, gliedert. Eine Riegellage teilt die Gefachein den Stockwerkenin der Höhe in zwei Felder
Im Inneren:
Durch zweiLängswände bzw. -unterzüge werden die Stockwerke in drei Schiffe und durch zwei quer verlaufende
Bundwände in drei Zonen gegliedert. Eine weitere Raumteilung durch gerüstunabhängige Trennwände in Quer- und Längsrichtung
findet sich heute in allen Stockwerken.
Abb. 2 Rückfront, Lage der bauzeitlichen Tordurchfahrt, 2013 (DFZ Qlb.)
Abb. 3 Rückfront mit Baualterskartierung der Konstruktion, 2013 (Zeichnung, Kartierung DFZ Qlb.)
Die Erschließung des Gebäudes erfolgt über eine große zweiflüglige Hauseingangstür mit langrechteckigem Oberlicht im
südlichen Bereich der Straßenfront. Anfang des 17. Jahrhundert besaß der Hagen 25 eine Tordurchfahrt entlang des
Südgiebels, drei Gebinde breit. An der Rückfront ist die Lage noch gut ablesbar.
Anhand der Zählung der
Abbundzeichen und des im Mauerwerk endenden Rähms lässt sich erkennen, dass der nördliche (linke) Torständer fehlt. Von
hier aus erfolgte die Erschließung des Unterstocks. Der Oberstock war über eine zweiläufige Treppe zu erreichen.
Abb. 4 Die Schwarze Küche, 2013 (DFZ Qlb.)
Abb. 5 Der weiterführende Schlot im Dachgeschoss, 2013 (DFZ Qlb.)
Abb. 6 Zeichnerische Darstellung der doppelten Kammverbindung (DFZ Qlb.)
Abb. 7 Rückfront, Rähm, Deckenbalken und Schwelle mit doppelter Kammverbindung (DFZ Qlb.)
Zentral im bewirtschafteten Unterstock befindet sich zwischen den beiden Längsunterzügen eine gut erhaltene bauzeitliche
Schwarze Küche. Ihre Ausstattung ist heute zwar nicht nachweisbar, lässt sich jedoch mit der Schwarzen Küche im Haus
Schlossberg 11 in Quedlinburg vergleichen. Diese bauzeitliche Schwarze Küche war nach einem Inventar von 1693 mit einem
Feuerherd, worauf zwei eiserne Ofenblätter auflagen, ausgestattet (2). Etwa ab der
Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die bis
dahin meist offene Feuerstelle durch eine an drei Seiten ummauerte ersetzt und mit einer gelochten Eisenplatte abgedeckt
(3).
Die Umfassungswände des Feuerungsortes im Hagen 25 sind aus Natursteinmauerwerk mit einem Türgewände aus großformatigen
Mauerziegeln. Die Küchendecke ist kreuzgratgewölbt mit einer außermittigen Abzugsöffnung. Im weiteren Verlauf verjüngt
sich der Schlot im Oberstock und Dachwerk, bis er schließlich über den First hinausgeführt wird. Decke und oberes Drittel
der Wände sind schwarz von dem vielen Holzteer, der sich bei schlechtem Zug im Raum festgesetzt hatte. Die Küche mit
offener Feuerstelle war ein Durchgangsraum mit einer großen rundbogigen Öffnung im Norden und einer rundbogige Tür im
Süden. Eine wandbreite und 50 cm tiefe Nische – ein warmes Plätzchen außen in der südlichen Wand über der Schwarzen Küche,
mit einer Bohle auf der Brüstung, diente wohl als Lagerfläche oder auch, auf Grund der Wärme, als Ruheplatz für Knecht,
Magd oder Küchenjunge.
Abb. 8 Der weiterführende Schlot im Dachgeschoss, 2013 (DFZ Qlb.)
Abb. 9 Bauzeitliche Mittellängswand mit Stickscheiten und Strohlehmputz (DFZ Qlb.)
Über eine Treppe, deren bauzeitliche Lage nicht ermittelt werden konnte, erreicht man das obere Stockwerk. Über der
Tordurchfahrt befanden sich zwei nahezu gleichgroße Räume. Zapfenlöcher im östlichen Längsunterzug verweisen auf das
Vorhandensein einer Trennwand. Zwischen Gebinde 4 und 7 befand sich vermutlich auch bauzeitlich eine Flurzone, von der
alle weiteren Räume erreicht werden konnten. Im weiteren Verlauf nach Norden entstand zentral zwischen den
Längsunterzügen ein kleiner Raum, in dem der Schlot der Schwarzen Küche nach oben verjüngend weitergeführt wurde, bis
über den First reichend. Östlich und westlich eröffneten sich weitere Wohnräume, deren Struktur bei der bauhistorischen
Untersuchung nicht ermittelt werden konnte.
Das HausHagen 25 besteht aus 10 Gebinden und 4 nur nach Westen ausgerichteten Teilgebinden (4), mit einem Achsabstand von ca.
1.25 m (Mittelwert). Die Giebelgebinde sind jeweils als
Abschlusswand ausgebildet. Eine bauzeitliche Vorkragung des oberen Stockwerks ließ sich nicht nachweisen, ist aber,
vergleichbar mit anderen älteren Bauten in Osterwieck, anzunehmen. Der Rückbau erfolgte wohl im 18. Jahrhundert, bei
Umbau der Straßenfront (siehe Baugeschichte).
Abb. 10 Bauzeitliche Mittellängswand mit Stickscheiten und Strohlehmputz (DFZ Qlb.)
In Längsrichtung hat das Gebäude vier tragende Ständerreihen: zwei Traufwände und zwei von Ständern gestützte
Längsunterzüge bzw. Längswände. Lediglich an der Rückfront lassen sich geschosshohe Streben in denRandgefachen und im
Bereich der inneren Bundwände nachweisen, die sowohl der Eckaussteifung als auch der Aussteifung in Längsrichtung
dienen. Zur Queraussteifung konnten geschosshohe Streben an den Giebeln nachgewiesen werden. Konstruktive Bundwände
sind nur noch im Oberstock, da die Struktur des Unterstocks durch neuere Umbaumaßnahmen stark verändert wurde. So sind
im oberen Stockwerk die Gebinde 4 und 7 (von Süden nach Norden zählend) als bauzeitlichen Bundwände ausgebildet.
Abb. 11 Bauzeitliche Baumaterialien der Wände und Decken, 2013 (DFZ Qlb.)
Abb. 12 Das bauzeitliche Dachwerk mit stehender Stuhlkonstruktion, 2013 (DFZ Qlb.)
Bei der Errichtung des Fachwerkgerüstes wurden die Holzbauteile mittels Schlitz-Zapfen-Verbindungen und einer
Holznagelsicherung gefestigt. Zur Verlängerung von Schwellen und Rähmen kam eine liegende Blattverbindung zur Anwendung,
über Eck verwendete der Zimmermann das Hakenblatt zur Verbindung der Schwellen. Im Bereich der Deckenbalkenzone der
Stockwerke sind die Deckenbalken / Dachbalken sowohl mit Rähm als auch mit Stockschwelle verkämmt (doppelte Verkämmung).
Für das Fachwerk der Traufwände, der Giebel wie auch der Trennwände im Inneren (5) wurden Nadelhölzer verwendet, auch in
Zweitverwendung.
Die bauzeitliche Ausfachung der Wände zu Beginn des 17. Jahrhunderts erfolgte zunächst mit Stakenhölzern und einen
Strohlehmbewurf, darüber ein Strohlehmputz. Die Gefache der Mittellängswand wurden mit Stickscheiten gefüllt, d.h.
gespaltene Hölzer wurden senkrecht eingesetzte und mit Lehm beschmiert, darüber wurde ein Strohlehmputz aufgetragen
(6).
Am Nordgiebel sind Wandfragmente mit bauzeitlicher Füllung bis heute erhalten geblieben. Um die Fachwerkkonstruktion
der bauzeitlichen Gefache am Nordgiebel breiter wirken zu lassen, wurde der Rand dieser mit einem dunklen Begleiter
umsäumt. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden zudem bereits Lehmsteine zur Gefachfüllung verbaut. Auch die Ausfachung
an der Rückfront mit Gipsestrichbruch könnte der Bauzeit entstammen. Die Deckenfelder sind mit auf den Deckenbalken
auf Nuten lagernden Lehmwickeln geschlossen. Jüngere Ausfachungen bestehen überwiegend aus Lehm- und Ziegelsteinen.
Ein Strohlehmputz, teilweise mit Tierhaaren versetzt, verkleidet die Wände des 18. und 19. Jahrhunderts. Innenwände
des 20. Jahrhunderts wurden massiv aus Ziegelsteinmauerwerk errichtet. Über den Stockwerken lagern von Ost nach West
spannende Decken- und Dachbalken, auf zwei Längsunterzügen bzw. Längswänden ruhend. Die Deckenfelder wurden mit
Lehmwickel geschlossen.
Abb. 13 Bauzeitliche Bundwand in Gebindeachse 7 mit Abbundzeichen, 2013 (DFZ Qlb.)
Abb. 14 Unterstock mit Baualterskartierung, 2013 (Zeichnung, Kartierung DFZ Qlb.)
Die abschließende Dachkonstruktion ist als Kehlbalkendach mit zweifach stehendem Stuhl ausgebildet.
Es besteht aus 11 Gespärren. Die drei Sparren über den westlichen Gebinden 10 bis 12 wurden nur bis an den Sparren 13
geführt und zapfen dort ein. Die Lage des südlichen Bindergespärres deckt sich mit der Lage der Bundwand im Oberstock
in Gebindeachse 4. Das nördliche Bindergespärre verspringt um eine Achse nach Norden. Zur Aussteifung des Dachwerks
in Querrichtung erhielten die Stuhlsäulen Fußstreben, in Dachbalken und Stuhlsäule gezapft und in Längsrichtung
Kopfstreben, in Stuhlsäule und Längsrähm gezapft. Mittig der Ostfassade befindet sich ein Zwerchhaus mit Ladeluke.
Die Eindeckung erfolgte mit Linkskrempern.
Abbundzeichensystem:
Entlang der Rückfront im Oberstock sind viele Zimmererzeichenin Form von römischen Ziffern an
Ständer, Riegel und Strebe erhalten geblieben. Die Kennzeichnung erfolgte hier von Süd nach Nord ansteigend. Des
Weiteren blieben die Abbundzeichen am Nordgiebel – römische Ziffern in Kombination mit Dreiecksausstichen –
Abb. 15 Oberstock mit Baualterskartierung 2013 (Zeichnung, Kartierung DFZ Qlb.)
unter
einer Schieferverkleidung (7) erhalten.
An diesem steigt die Kennzeichnung von Ost nach West an. Weitere Abbundzeichen
konnten an den queraussteifenden Bundwänden ermittelt werden, die Zeichnung erfolgte analog dem Nordgiebel. Anhand
des nur teilweise ausgebauten Dachwerkes sind die unterschiedlichen Abbunde nachvollziehbar. Zunächst steigt die
Zeichenzahl in Längsrichtung gebindeweise, analog der bauzeitlichen Fachwerkkonstruktion der Rückfront, von Süd nach
Nord an, ablesbar an den Südseiten der Sparren. Die östlichen Bauteile des Dachwerks erhielten eine Kennzeichnung
in römischen Ziffern, die westlichen Bauteile Beilhiebe bzw. römische Ziffern in Kombination mit Dreiecksausstichen
(8).
Ebenfalls gekennzeichnet wurde die Stuhlkonstruktion. Sowohl in Längs- als auch in Querrichtung erhielten die
Stuhlsäulen eine Kennzeichnung entsprechend der Gebindezahl. Die Kopfbänder hingegen wurden in Längsrichtung
eigenständig gezählt, beginnend von Süd. Für eine Unterscheidung im Höhensystem bekamen die Abbundzeichen zusätzlich
ein Beizeichen: Im Unterstock fehlt es, im 1. Oberstock haben die Hölzer einen Beistrich. In der 1. Dachebene
konnten an einer Stuhlsäule zwei Beistriche zur Höhendifferenzierung nachgewiesen werden.
Abb. 16 Nordgiebel mit Baualterskartierung der Konstruktion, 2013 (Zeichnung, Kartierung DFZ Qlb.)
3. Abriss der Baugeschichte
Abb. 17 Nordgiebel mit profiliertem Randbalken der Bauzeit (um 1620), 2013 (DFZ Qlb.)
Hagen 25 wurde Anfang des 17. Jahrhunderts als Ackerbürgerhaus errichtet mit der großen Toreinfahrtim südlichen
Gebäudeteil. Die Datierung des Gebäudes stützt sich auf die ältesten erhaltenen Bauteile, den Nordgiebel und die
Rückfront. Am Nordgiebel besaßen einige der Gefache noch die bauzeitliche Füllung mit Stakenhölzern und
Strohlehmputz mit einem abschließenden dünnen Kalkputz. Eine Farbfassung wie am Nordgiebel - ein grauer zwei bis
drei Zentimeter in das Gefachfeld ragender Begleiter - zeigten viele der Renaissancebauten in Osterwieck, so der
Bunte Hof von 1582, aber auch die Nikolaistraße 2 von 1620. Der profilierte Randbalken am Nordgiebel ist ebenfalls
Zeitzeuge der Bauzeit. Er zeigt eine Profilierung mit Rundstab und Kehle.
Die Rückfront mit stockwerkshohen
Streben seitlich der Tordurchfahrt, die Verwendung von Nadelholz, und die bauzeitliche partielle Ausmauerung der
Gefache mit Lehmsteinen, die ab dem 17. Jahrhundert zunehmend Verwendung fanden, erlauben eine Datierung des Baus
in die 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Eine umfangreiche Baumaßnahme erfolgte wohl im 18. Jahrhundert. Die gesamte Fassade (Straßenfront) wurde neu
errichtet mit rhythmischer Ständerstellung und einer Zierausmauerung in den Gefachen, im Oberstock noch ablesbar.
Fassade und Nordgiebel waren zu dieser Zeit vermutlich fachwerksichtig.
Abb. 18 Östliche Traufwand im Oberstock mit Zierausmauerung, 2013 (DFZ Qlb.)
Bei der Neuerrichtung wurde auf eine Vorkragung des Oberstocks und Dachwerks verzichtet. Im Zuge dieser Baumaßnahme
wurde die Tordurchfahrt geschlossen, der nordöstliche Wandabschnitt um eine Gebindeachse nach Norden versetzt
und der bis zum östlichen Unterzug höher liegende Unterstock, über eine kleine Treppe und ein Podest erreichbar, zu
Wohn- und Kontorzwecken umgebaut. Vom südwestlichen Bereich der neuen Diele wurde ein kleiner Raum abgetrennt. Auch
das Dachwerk wurde verändert. So wurde straßenseitig mittig der Dachfläche ein Zwerchhaus mit Ladeluke und Kragbalken
errichtet und im Dach eine Winde gestellt, um das Lagergut vom Fuhrwerk direkt in den Dachraum heben zu können.
Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Fassade des Unterstocks noch ein Mal erneuert, indem sie
aus Mauerziegeln errichtet wurde. Die Fassade des Oberstocks erhielt zu dieser Zeit wohl auch seine Holz- und der
Nordgiebel seine Schieferverkleidung. Die Eingangshalle / Diele mit zweiflügliger Tür und Oberlicht erhielt auf ihrem
Strohlehmputz umlaufend einen Holzimitierenden Anstrich aus Bierlasur. Durch die Imitation wird die südliche
Wandfläche in vier gleichgroße Felder geteilt, gerahmt von zwei umlaufenden dunkelbraunen Begleitern und mittig
der Seitenfläche in floraleund geometrische Ornamente auslaufend. In der Mitte jedes Feldes befindet sich ein
florales Motiv - Blume in den Farben Gold und Schwarz. Der Fußboden wurde mit einem Terrazzobodenbelag überzogen,
zwei Reihen verschiedenfarbiger Mosaiksteine bilden den Rahmen um den Belag. Ein mittig eingebettetes stilistisches
Ornament besteht ebenfalls aus Mosaiksteinen.
Eine neue zweiläufige Treppe mit Zwischenpodest sollte den Oberstock erschließen, Abdrücke der Wange an der
nördlichen Wand der Diele zeigen die Lage und den Verlauf des Aufgangs. Leider war sie zum Zeitpunkt der
Bauuntersuchungen bereits entfernt worden. Die Lage der bauzeitlichen Treppe an anderer Stelle konnte nicht
nachgewiesen werden, so dass man tatsächlich von einer Erneuerung des Treppenlaufes in situsprechen kann. Die
Hauseingangstür des 19. / 20. Jahrhunderts ist eine zweiflüglige Rahmenfüllungstür mit eingeschobener Füllung.
Die oberen langrechteckigen Füllungsfelder sind aus Glas. Über einem breiten, profilierten Kämpfer wurde die
Türöffnung mit einem rechteckigen, durch Sprossen geteilten Oberlicht versehen. Die Sprossung des Oberlichtes
ähnelt einer griechischen Lyra und enthält zudem die Initialen "A B", welche einen Hinweis auf den Hauseigner des
19. / 20. Jahrhunderts geben könnten.
Abb. 19 Dachgeschoss, Blick in das Zwerchhaus mit Winde, 2013 (DFZ Qlb.)
Bei Sicherungsarbeiten im Februar 2013 wurde der Schieferbehang am Nordgiebel vorerst abgenommen und einige
Innenwände auf Grund ihres Bauzustandes abgetragen sowie die Lehmwickel einiger Deckenfelder entfernt. Der nach
Westen angrenzende Seitenflügel wurde ebenfalls abgebrochen. Außerdem wurden die Fenster der Fassade vollständig
erneuertund die Holzverkleidung erhielt einen neuen Anstrich. Mit den Instandsetzungsarbeiten am Dach wurde begonnen.
Abb. 20 Terrazzofußboden des 18. Jahrhunderts, 2013 (DFZ Qlb.)
Abb. 21 Wandbekleidung des 18. Jahrhunderts mit Bierlasur, 2013 (DFZ Qlb.)
Quellen-, Dokumentations- und Literaturnachweis
Bedal, Konrad; Fachwerk vor 1600 in Franken, Eine Bestandsaufnahme, Michael Imhof-Verlag; Petersberg, 2006.
Binding 1990 – Binding, Günther; Fachterminologie für den historischen Holzbau, Fachwerk – Dachwerk, 2. Auflage,
Köln, 1990.
Hennrich, Claudia C.; Das Fachwerkhaus Schloßberg 11 – Baugeschichtliche Entwicklung und Nutzung, S. 63 in:
Energetische und substanzschonende Sanierung historischer Fachwerkbauten, Bundesministerium für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (Hausdruckerei); 2012.
Schauer 1997 – Schauer, Hans-Hartmut; Die Fachwerkstadt Osterwieck. Verlag für Bauwesen. Berlin 1997.