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Abb. 1 Schäden am Sandsteinsockel der Straßenfassade (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)

Schadensaufnahme und Sanierungsempfehlungen

Die Eigentümer des Fachwerkhauses Am Markt 3 bewohnen das Objekt selbst und sind gleichzeitig bestrebt, abschnittsweise Reparatur und Modernisierungsmaßnahmen durchzuführen. Hierdurch ist eine baubegleitende Befundaufnahme in der Bauforschung und von Schadensbereichen möglich.
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Abb. 2 Schäden am Sandsteinsockel der Straßenfassade (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Überwiegende Schadensbilder sind: Ausbruchstellen im Sockelmauerwerk, ausbrechender Fugenmörtel, rissige und abplatzende Anstriche sowohl an der Fassade als auch an den Innenbekleidungen, Pilzbefall (z.B. Moderfäule) und tierischer Befall von Fachwerkhölzern und Deckenbalken hauptsächlich im Nebengebäude, ausgewaschene Lehmgefache und Lehmaußenputze, Risse und Feuchteschäden an Lehminnenputzen, Risse und Brüche in den Estrich- und Fliesenböden des Nebengebäudes.
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Abb. 3 schmaler Riss in östlicher Natursteinwand in der Tordurchfahrt (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)

Sockel/Natursteinmauerwerk:

Der Sandsteinsockel am Objekt Markt 3 ist straßenseitig mit einem Farbanstrich versehen, welcher rissig ist und abblättert. Zu beobachten ist weiterhin ein Ausbrechen des Fugenmörtels sowie Oberflächenschäden an einzelnen Steinen, wie z.B. Abschalungen, Eckabbrüche und partiell größere Abplatzungen. Die vor den Kellerfenstern eingelassenen Stahlstäbe sind verrostet, was an den Fußpunkten zu Absprengungen des Sandsteins führte.
Der rissige Farbanstrich kann mit einem Abbeizer (1) und anschließend mit einer Verdünnung gründlich abgewaschen werden. Die losen Mörtelreste und Zementaussetzungen sollten abgenommen und mit einem Kalkmörtel wieder fachgerecht ausgesetzt werden.
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Abb. 4 Tordurchfahrt, Abriss Mauerwerkspfeiler von einbindender nördlicher Natursteinwand (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Fehlstellen bzw. großflächigere Ausbruchstellen an den Sandsteinen schließt man z.B. mit (Mineros) Sandsteinersatzmasse. Da diese Ersatzmassen exakt angemischt werden können, sollte eine Sandsteinprobe zur Farbbestimmung eingeschickt werden. Sehr stark geschädigte oder gerissene Sandsteine werden ersetzt, tiefe Fehlstellen durch Aussetzung/Vierung aus Sandstein ergänzt. Die Stahlstäbe sollten entrostet und mit einem Rostschutzmittel versehen wieder fachgerecht eingebunden werden. Dazu sind die Fußpunkte neu einzubleien oder mit einem Epoxydharz zu verankern.
Die östliche Wand der Tordurchfahrt, angrenzend an Kapellenstraße 1 besteht aus Natursteinmauerwerk. Hier sollte das Fugenbild korrigiert werden, indem lose Mörtelreste ausgeräumt und alle tiefen Fugen mit Kalk- bzw. Gipsmörtel neu ausgefugt werden. Am schmalen senkrechten Riss sollten einige Bindersteine neu gesetzt werden, um den Verbund zu stabilisieren.
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Abb. 5 Tordurchfahrt, eingefügter Ständer an der Nordwand der Tordurchfahrt; Ständerfuß auf einem Sockelstein mit untergelegter Mauersperrbahn (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
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Abb. 6 Tordurchfahrt, eingefügter Ständer an der Nordwand der Tordurchfahrt; Ständerfuß auf einem Sockelstein mit untergelegter Mauersperrbahn (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Der nördlich in diese Grenzwand einbindende, die Tordurchfahrt hofseitig begrenzende Mauerwerksabschnitt weist einen sehr breiten Riss auf, der senkrecht entlang des Pfeilers, durchgehend vom Sturzriegel bis zum Boden verläuft. Aufgrund einer ungenügenden Mauerwerksverzahnung konnte der Pfeiler den statischen Belastungen nicht standhalten und scherte ab. Die Ertüchtigung erfolgte, indem der Mauerwerkspfeiler zurückgebaut und ein auf einem hohen Sockelstein aufgesetzter Holzständer eingefügt wurde, der in den Sturzriegel einzapft.
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Abb. 7 Freigelegte Schwelle an der Straßenfassade sowie Straßenansicht nach Austausch der geschädigten Fachwerkhölzer (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
In den Kellerräumen sollte generell auf eine gute Durchlüftung geachtet werden. Aufgrund der Feuchtigkeit im Keller sollten hier keine Holzregale, -kisten oder anderweitige Holzreste deponiert werden, um einem möglichen Pilzbefall vorzubeugen.

Fachwerkkonstruktion:

Schon vor Beginn der Bauaufnahme durch das Fachwerkzentrum erfolgten im September 2009 Instandsetzungsmaßnahmen am Fachwerk der Straßenfassade des Vorderhauses. Dabei wurden das Schwellholz, die drei aufgehenden Ständer westlich der Hauseingangstür sowie der darüber liegende Rähmabschnitt und sechs Riegel erneuert.
Der straßenseitige Fachwerkständer östlich der Tordurchfahrt hat sich aus dem Zapfenloch gelöst. Er steht auf dem Boden auf; der Zapfen greift jedoch nicht mehr in das Zapfenloch des Rähms. Gleichzeitig hat sich die Gefachausmauerung zwischen dem Sturzriegel der Tordurchfahrt und dem Rähm gesenkt, so dass ein breiter Spalt erkennbar ist. Da somit die Gefahr des Herausfallens der Gefachfüllung besteht, sollte diese zur Gewährleitung der öffentlichen Sicherheit zurückgebaut und nach dem Unterfüttern/Hochsetzen des Ständers fachgerecht unter Verwendung von seitlich an den Fachwerkhölzern zu befestigenden Trapezleisten neu ausgemauert werden. Das Unterfüttern des Ständers könnte beispielsweise wie auf der Hofseite durch das Untersetzen eines Sockelsteins mit Mauersperrbahn erfolgen. Durch eine defekte Dacheindeckung eingedrungenes Niederschlagswasser hat zwei Deckenbalken und die dazwischen liegende Füllung im Obergeschoss so stark geschwächt, dass die geschädigten Balkenabschnitte ersetzt werden mussten. Als Deckenfüllung wurde ein Rauhspund gewählt, der im Dachgeschoss eine Dämmung erhält.
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Abb. 8 Straßenansicht nach Austausch der geschädigten Fachwerkhölzer (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Holzschäden aufgrund tierischen bzw. Pilzbefalls an der Fachwerkkonstruktion bzw. den Deckenbalken über dem Keller und Raum 2.13 im Obergeschoss des Hinterhauses wurden von einem Holzschutzsachverständigen dokumentiert und sind in einem gesonderten Abschnitt beschrieben (Hinterhaus Ostfassade OG Deckenbalken Rähm, Pfette, Traufe, Zwerchhaus, Knotenpunkt Gebäudeecke Nord/Ost Gratbalken, Rähm, Dach, Nordgiebel Türständer, DB-Knaggen über EG).
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Abb. 9 Aus dem Zapfenloch gelöster Torständer Ansicht straßenseitig und hofseitig (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Fassaden benötigen in der Regel einen zusätzlichen konstruktiven Wetterschutz, wenn sie frei vom Wind angeströmt werden können. Die beim Markt 3 vorhandenen Bekleidungen aus Eternitplatten am Nordgiebel des Hintergebäudes und an der Westfassade geben bereits einen Hinweis auf eine evtuell erhöhte Schlagregenbeanspruchung der Fassaden. Zur Prüfung möglicher Schäden an der Fachwerkkonstruktion sollte die Eternitbekleidung partiell abgenommen werden.
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Abb. 10 Straßenansicht nach Austausch der geschädigten Fachwerkhölzer (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
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Abb. 11 Oberste Geschossdecke mit stark geschädigtem Deckenbalken (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Bei der Verwendung von Altholz im Rahmen von Fachwerkreparaturen sollte ein Sachverständiger einen früheren Eintrag von Holzschutzmitteln und das Vorhandensein holzschädigender Organismen ausschließen. In jedem Fall, also auch beim Einsatz neuer Bauhölzer ist auf eine entsprechende Gleichgewichtsfeuchte on unter 20% zu achten (2).
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Abb. 12 Zurückgebauter Deckenfüllung vom Dach und vom Wohnzimmer aus gesehen (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Sowohl beim Komplettaustausch als auch beim Teilersatz von Konstruktionshölzern sind traditionelle Zimmermannsverbindungen, wie z.B. Schlitz- Zapfenverbindungen, Verblattungen oder Verkämmungen unter Einsatz von Holznägeln und unter Beachtung der statischen Vorgaben des Tragwerksplaners anzuwenden. Da sich auch bei sorgfältiger Planung und Bauausführung Fugen und Risse nicht vollständig vermeiden lassen, müssen diese entsprechend nachgearbeitet werden. Dabei ist zwischen Rissen im Holz und Fugen zwischen Holz und Gefach zu unterscheiden (3).
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Abb. 13 Angeschuhter Deckenbalken im Dach (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
An einem neuen Ständer der Straßenfassade sowie im Obergeschoss der nördlichen Fachwerkaußenwand des Vorderhauses und an der Ostfassade des Hinterhauses sind z.B. breitere Holzrisse zu erkennen. Bei geringerer Schlagregenbelastung sind keine Riss schließenden Maßnahmen notwendig, da eindringende Feuchtigkeit gut wieder abtrocknen kann.
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Abb. 14 Mit Rauhspund geschlossene Deckenfelder vom Wohnzimmer aus gesehen (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Breitere Risse können alternativ auch mit einem Leinöl-Lehm-Faser-Gemisch geschlossen werden. Die Masse, bestehend aus gereinigten Schweineborsten oder Rinderhaar, Lehmfeinputz 0 - 0,8 mm Korn mit Feinstfasern und Leinölfirnis, sollte möglichst trocken, gerade noch knetbar eingebracht werden. Dazu wird die knetbare Masse mit Hilfe einer Fugenkelle tief in die Risse eingestopft, oberflächenbündig abgezogen und geglättet.
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Abb. 15 Hinterhaus OG, Feuchteschäden an Deckenbalken Rähm, Pfette (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)

Gefache:

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Abb. 16 Hinterhaus Gebäudeecke Nord/Ost, Holzschäden an Deckenbalken, Gratbalken, Rähm, Traufbrettern (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Aufgrund der Bewegungen der Fachwerkkonstruktion treten auch in der Gefachfüllung Spannungen auf, die z.B. durch den Einsatz kleinformatiger Steine mit hohem Fugenanteil gleichmäßig über Steine und Fugen verteilt werden. Müssen Gefache nur teilweise ergänzt werden, sollte das gleiche Ausfachungsmaterial zum Einsatz kommen wie bereits vorhanden.
Grundsätzlich empfiehlt sich vor dem Beginn umfangreicherer Ausfachungsarbeiten der Anstrich der Flanken der Fachwerkhölzer mit einer diffusionsoffenen Grundierung (4).
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Abb. 17 Hinterhaus, Türständer Ausgang Nordgiebel mit tierischen Fraßspuren (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
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Abb. 18 Hinterhaus, OG stark feuchtegeschädigte Decke in Raum 2.13 (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Die Außenwände des Objektes Markt 3 bestehen aus Sichtfachwerk mit Ziegelsteinausfachung, straßenseitig mit einem Farbanstrich auf Hölzern und Ausfachung versehen. Einige Ziegelsteine der straßenseitigen Fassadenausfachung sind durch Abschalungen gestört. Da somit die äußere Brandhaut zerstört ist, kann Feuchtigkeit tief in die Steine eindringen, was hinsichtlich einer nachträglichen Innendämmung und der damit verbundenen Verschiebung des Taupunktes an die Innenseite der Wand zu weiteren Feuchteproblemen führen könnte.
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Abb. 19 Hinterhaus, OG stark feuchtegeschädigte Decke in Raum 2.13 (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Diese geschädigten Steine sollten durch intakte Altziegel ersetzt werden. Zur Vermauerung wird ein Kalkmörtel verwendet. Bei Randsteinen ist eine Nut zur Anpassung an die Trapez- oder Dreiecksleisten einzuarbeiten. Brüchige oder bereits abgängige Mörtelfugen sind in Kalkmörtel zu ergänzen, wobei darauf zu achten ist, dass die angrenzenden Fachwerkhölzer nicht mit eingeputzt werden.
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Abb. 20 Holzriss in einem neu gesetzten Fachwerkständer an der Straßenfassade Vorderhaus (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Die Ziegelsteingefache über der Tordurchfahrt der hofseitigen Außenwand des Vorderhauses waren insbesondere in den Brüstungsbereichen durch Abschalen, Absanden, Risse und Feuchtigkeit mangelhaft. Sie sind im Rahmen der Ertüchtigung des hofseitigen Mauerwerkspfeilers repariert bzw. ausgetauscht worden.
Die Ausfachungen der fachwerksichtigen Fassadenabschnitte des Nebengebäudes bestehen aus Lehmsteinen, oder Mischmauerwerk und sind mit einem Lehmunter- und einem Kalkoberputz versehen, die z.T. stark abgängig sind. Die zur Ausfachung verwendeten Lehmsteine und die Lehmmörtelfugen sind durch Witterungseinflüsse partiell bereits ausgewaschen. Bei den Mischgefachen - bestehend aus Lehm- und Ziegelsteinen - ist zu prüfen, ob eine feste Verankerung zum Fachwerk besteht. Sollten die Mischgefache keinen ausreichenden Verbund zur Fachwerkkonstruktion aufweisen, wäre im Rahmen eines Rückbaus und der fachgerechten Neuausfachung ein einheitliches Gefachmaterial anzustreben.
Vor der Gefachausmauerung werden an den Ständern und am unteren Riegel oder Schwell, etwa mittig am Holz, Trapezleisten mittels rostfreier Nägel befestigt. Sie sorgen für die Lagesicherung und Winddichtigkeit der Ausfachung in der Konstruktion. Am oberen Abschluss übernimmt eine eingefräste Nut diese Funktion. Als Gegenstück zur Leiste ist eine Nut in den Steinen vorzusehen. Der Fugenmörtel soll bei der Vermauerung die Leisten vollständig umschließen und die Nut ausfüllen. Die Ausfachung muss um Putzdicke ins Gefach zurückversetzt sein.
Je nach Zustand der Gefachfüllung und des Außenputzes wird individuell entschieden, ob noch vorhandene lose oder hohl liegende Kalk- und Lehmputzlagen gefestigt oder zurückgebaut und neu aufgetragen werden.

Außenputze:

Vor den Verputzarbeiten muss die Wandkonstruktion gut ausgetrocknet sein. Um die sich von den Ausfachungsmaterialien auch auf den Putz übertragenden Spannungen zu kompensieren, sollten die Gefacheputze in ausreichendem Maße elastisch sein und zusätzlich eindringende Feuchtigkeit aufnehmen sowie die Abtrocknung auf kürzestem Weg gewährleisten können. So kommen als Mörtel z.B. Kalkmörtel aus gelöschtem Branntkalk oder Weißkalkhydrat in Frage. Je nach Anteil der hydraulisch wirkender Bindemittel (bis zu 30%) (5) steigt die Resistenz des Putzes gegen Witterungseinflüsse.
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Abb. 21 Mit einem Leinöl-Lehm-Faser-Gemisch geschlossener Holzriss Beispiel der Hühnerbrücke 4 in Halberstadt (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Lehmmörtel ist wegen seiner Eigenschaft, unter Wassereinfluss seine Festigkeit zu verlieren, nicht schlagregenbeständig. Im Außenbereich muss daher ein schützender Kalkputz oder eine zusätzliche Bekleidung vorgesehen werden.
Bestehen die Ausfachungen aus Lehm, also aus Stakung, Flechtwerk oder Lehmsteinen, handelt es sich um einen ungünstigen Putzgrund, welcher mit Kalkputze keinen ausreichenden chemischen Verbund bildet. Zur Gewährleistung einer ausreichenden Haftung müssen in diesem Fall mechanische Verkrallungen, wie z.B. Fingerlöcher, Kammriefen, Ziegelzwicker oder chemische Haftbrücken, bestehend aus einem Kalkkaseinanstrich und einem netzförmigen Spritzbewurf aus grobkörnigem Kalkmörtel vorgesehen werden (6). Die anschließende einlagige Putzschicht aus Kalkputz ist bündig mit der Fachwerkkonstruktion abzuziehen (7).
Bei mehrlagigen Putzen ist umlaufend schon entlang der Unterputzlage zum angrenzenden Fachwerkholz ein sauberer Trennschnitt mit Hilfe der Kelle oder besser mit einer dünnen Klinge in voller Tiefe auszuführen. Beim Abreiben des Oberputzes in der Abbindephase ist anzustreben, diesen bündig an die Hölzer anzuschließen. Für Putzausbesserungen in den Gefachen sollte artgleicher Mörtel wie beim Bestand verwendet werden.

Außenanstriche:

Ein Anstrichsystem muss den Feuchtehaushalt des Holzes gleichmäßig niedrig halten können. Das bedeutet einerseits, dass es durch das unterschiedliche Schwindverhalten nicht reißen darf, andererseits darf die Wasserdampfdiffusion nur gering behindert werden - die Diffusionswiderstandszahl muss auch mit zunehmender Schichtdicke des Anstrichfilms niedrig bleiben (8).
Deshalb ist es ratsam, im Rahmen von Instandhaltungs- oder Instandsetzungsmaßnahmen sämtliche alte Farbanstriche vollständig zu entfernen, um der Gefahr zu großer Schichtdicken entgegen zu wirken. Gute Ergebnisse können erzielt werden, wenn motorgetriebene, drehzahlsteuerbare weiche Bürsten (9) mit regulierbarem Bürstenabstand eingesetzt werden. Weiterhin ist das Ablösen der Farbschichten mit Heißluftgeräten eine geeignete Methode, um dicke Farbschichten zu entfernen. Die angelösten Farbschichten können mit dem Spachtel abgenommen werden.
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Abb. 22 Ausschnitt Straßenfassade mit Schäden in der Ziegelausfachung und abblätternden Anstrichen (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
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Abb. 23 Reparierte Ziegelgefache unterhalb der Fensterzone des Obergeschosses Hoffassade (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
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Abb. 24 Ausschnitt Fassade Hinterhaus mit schadhaftem Gefacheputz (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Bei der Entfernung von organischen Anstrichen muss aufgrund der umweltgefährdenden Inhaltsstoffe insbesondere die Problematik der fachgerechten Entsorgung (Sondermüll) beachtet werden. Der z.T. schon sehr rissige und abblätternde Anstrich auf der Ziegelausfachung sollte zuerst mechanisch mit motorgetriebenen Bürsten abgelöst werden. In einem zweiten Schritt könnte bei fest anhaftenden Schichten ein marktüblicher, lösemittelhaltiger Abbeizer zum Einsatz kommen, wobei darauf zu achten ist, dass die Holzbauteile möglichst nicht damit in Berührung kommen und im Anschluss die Flächen gut nachgewaschen werden. Eine leichte Entfernbarkeit der Farbe weist auf filmbildende Kunstharzzusätze (Silikone) hin (10). Ist ein Folgeanstrich für die Ziegelausfachung vorgesehen, schließt sich vermutlich die Anwendung von Silikatfarben wegen der Vorbelastung mit Dispersionsfarben aus. Alternativ könnte ein Anstrichsystem auf Kalkbasis oder Leinöl-Kobaltfirnis an einem Mustergefach geprüft werden. Dies sollte durch einen Restaurator erfolgen, der über einschlägige Erfahrungen mit den jeweiligen Systemen verfügt.
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Abb. 25 Ausschnitt Fassade Hinterhaus Erdgeschoss, erneuerte Gefacheputze (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
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Abb. 26 Straßenfassade, versprödete, abblätternde Anstriche auf Holzbauteilen und Gefachen (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Die Vorbehandlung des Holzgrundes ist abhängig von dessen Zustand und dem vorgesehenen Anstrichsystem. Grundvoraussetzung ist natürlich, dass die Hölzer frei von tierischen Schädlingen, Pilzen, Algen, Moosen, Pflanzen, Altanstrichen, Mörtelresten, Spachtel- oder synthetischen Fugendichtmassen und zerstörten Oberflächenbereichen ist. Beim Neuanstrich sollte auf den Einsatz von Kunstharzdispersionen oder mit Acrylaten versetzter Farbsysteme verzichtet werden.
Transparent farbige Lasuren auf der Basis von natürlichen Inhaltsstoffen besitzen aufgrund der geringen Molekülgröße (11) ein gutes Eindringvermögen und eine hohe Witterungsbeständigkeit. Der Anstrichfilm bleibt diffusionsoffen, flexibel und neigt nicht zum Abblättern. Die in den natürlichen Farbmischungen enthaltenen pflanzlichen Öle nehmen bei der Trocknung Sauerstoff auf und vernetzen dadurch zu einem elastischen Film. Durch die oxidative Trocknung der Öle und durch Zusatz von UV-beständigen Naturpigmenten kann eine besonders dünnschichtige und wirtschaftliche Auftragsweise erzielt werden. Als Bindemittel in Naturfarben kommen z.B. Leinöl, Leinöl-Standöl, Holzöl-Standöl, (modifiziertes) Kolophonium, Rizinen-Standöl, Dammar, Kalk zum Einsatz (12).
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Abb. 27 Ablösen der Farbschichten von Holzuntergründen mit Heißluftgerät und Spachtel (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Da zu viele Leinöl- oder Standölschichten einen dichten Film bilden, der die Wasserdampfdurchlässigkeit des Holzes zu stark behindern kann, ist als wichtigste Grundregel zu beachten, dass die Anstriche in ihrer Fettigkeit von unten nach oben zunehmen. Der erste Anstrich muss also relativ mager sein, die darauffolgenden sollen fetter werden, um netzartige Rissbildung infolge von Spannungen und Schrumpfungen zu vermeiden (13).
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Abb. 28 Mehrfach reparierte Gratabdeckung der straßenseitigen Betondachsteineindeckung, Untersicht mit erkennbaren Feuchteflecken an den Dachziegeln und am Sparren. (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
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Abb. 29 Mehrfach reparierte Gratabdeckung der straßenseitigen Betondachsteineindeckung, Untersicht mit erkennbaren Feuchteflecken an den Dachziegeln und am Sparren. (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Für den Anstrich von Lehmgefachen mit Kalkoberputzen eignen sich Kalk- bzw. Kalk-Kaseinfarben. Bei der Ausführung von Anstrichen auf Kalkbasis ist eine direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden, an warmen Tagen ist ein Vornässen zwingend erforderlich. Kaseinfarben sollten drei- bis viermal dünnschichtig aufgetragen werden (14).
Neben Kalkfarben sind für die Beschichtung von neuen Kalkputzen alternativ auch reine Silikat(Mineral-)farben geeignet (15). Salzbelastete Untergründe bzw. Untergründe mit alten Dispersions-, Acryl- oder Ölfarbanstrichen sind nicht für den Anstrich mit Mineralfarben geeignet, da eine Verkieselung selbst nach einem Abbeizen aufgrund von Farbresten in den Poren nicht stattfindet (16).
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Abb. 30 Rissiger und sich absenkender Fliesenboden im EG des Hinterhauses (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Der Putzgrund sollte in jedem Fall trocken, fest, saugfähig sowie frei von Sinterschichten, Staub, Ausblühungen und unverträglichen Bindemittelresten sein. Auf einem tragfähigen, gut wasserbenetzbaren Mineralputz reichen nach einer Grundierung zwei hauchdünne, deckende Anstriche mit reinen Silikatfarben aus (17).
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Abb. 31 Sichtbar belassene Lehmsteinausfachung und Stakenhölzer an einer inneren Fachwerktrennwand im EG Hinterhaus (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)

Dach:

Die Straßenfassade Markt 3 knickt im Bereich der Tordurchfahrt nach Norden ab, wodurch in der ebenfalls abknickenden Dachfläche eine Gratabdeckung ausgebildet werden musste. Diese Abdeckung mit den einbindenden Dachziegeln stellt eine Schwachstelle in der Eindeckung dar, die häufig zu Feuchteeintrag auf den darunter liegenden Sparren und in der Vergangenheit auch zu Schäden an den Deckenbalken führte. Trotz Reparaturmaßnahmen an den Abdeckziegeln, konnte die Dichtheit nicht hergestellt werden. Nach Begutachtung durch einen Dachdecker liegt die Ursache in den nicht fachgerecht verlegten einbindenden Dachziegeln. Der gesamte Gratbereich sollte aufgenommen und fachgerecht neu verlegt werden. Zu überlegen wäre, ob im Rahmen einer späteren Maßnahme die Eindeckung aus derzeit Betondachsteinen gegen eine Eindeckung aus Tonziegeln entsprechend des historischen Stadtbildes ausgetauscht werden kann.

Innenräume Fußböden:

Im Markt 3 sind verschiedene Bodenbeläge vorzufinden. Die Flurbereiche des Erdgeschosses sowie die Räume 1.08, 1.10 und 1.11 sind mit unterschiedlichen Fliesenarten und -formen belegt. Die Böden sind meist uneben und senken sich im Nebengebäude nach Norden hin ab. In Raum 1.08 ist der Boden an der Außenwand partiell eingebrochen. Die Steinfliesen liegen in der Regel auf einer Erd- (Lehm-)schüttung auf. Dadurch entstanden Risse entlang des Fugenbildes, aber auch durch die Fliesen selbst. Die Oberflächen und Kanten der Fliesen weisen z.T. Abplatzungen auf.
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Abb. 32 Sichtbar belassene Lehmsteinausfachung und verputztes Gefach an einer inneren Fachwerktrennwand in der Töpferwerkstatt (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Die Estrichbeläge in Raum 1.07 und im Ober- und Dachgeschoss des Hinterhauses sind ebenfalls leicht abgängig und zeigen Rissbildung. Die geschädigten Abschnitte werden aufgenommen und nach der Reparatur des Unterbaus ergänzt.
Die Fliesenbeläge sollten aufgenommen und eingelagert werden. Voraussetzung für einen beständigen Fußbodenaufbau ist das Einbringen einer Feuchtesperre und einer Wärmedämmung auf verfestigtem Unterboden, z.B. einer gebundenen Liapor-Schüttung. Die historischen Fliesen sollten gereinigt und wiederverwendet, fehlende Fliesen nach Möglichkeit ergänzt werden.
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Abb. 33 Naturbelassener Lehmverputz an innerer Trennwand im EG Hinterhaus (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Ähnlich ist mit der vorhandenen Dielung in den Wohnräumen zu verfahren. Auch hier ist die Sicherung bzw. Restaurierung intakter Dielenbretter ratsam. Bei einer notwendigen Sanierung und Festigung des Unterbodens kann wiederum mit einer Liapor-Schüttung gearbeitet werden. Die von alten Lackschichten befreiten und abgeschliffenen Dielenbretter können mit einem Hartöl geschützt werden.
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Abb. 34 Reparierter Lehmverputz der Deckenfelder in der Werkstatt des Vorderhauses (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
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Abb. 35 In das Schalbrettsystem eingefüllter Wärmedämmlehm als Beispiel einer möglichen Dämmung der Außenwände (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)

Innenräume Wände und Decken:

Wegen seiner bauklimatischen und bauhygienischen Eigenschaften eignet sich Lehm besonders gut als Innenputz. Auch im Markt 3 sind die Wände und Decken sind in der Regel mit einem zweilagigen Lehmputz bekleidet - einem gröberen Lehmunterputz mit Stroh und einem feinen Lehmoberputz, welcher einen Farbanstrich aus Kalkfarbe, z.T. auch kunststoffhaltige Farben oder Ölfarben aufweist bzw. tapeziert ist. Vorangegangene Putzausbesserungen erfolgten meist in Kalk-Zementputz. Vorherrschende Schadensbilder im Erdgeschoss sowohl des Vorder- als auch des Hinterhauses sind Risse im Verputz, die sich meist entlang der darunter liegenden Holzkonstruktion erstrecken. Der innenseitige Lehmverputz an den Natursteinaußenwänden weist deutliche Schäden durch Feuchteeinfluss auf.
An den Fachwerkwänden des Hinterhauses mit Lehmsteinausfachung und Lehminnenputz waren Risse und Feuchteschäden nachweisbar, die sich wiederum mit den äußeren Witterungseinflüssen, der fehlenden Nutzung und den damit verbundenen, ungünstigen bauklimatischen Raumverhältnissen in Zusammenhang bringen lassen.
Im Rahmen der Reparaturmaßnahmen sind artfremde Ausbesserungen sowie hohl liegende Lehmputzlagen entfernt worden. Die Gefache der Innenwände wurden bei Bedarf ergänzt bzw. neu geschlossen, wobei hier zum Teil ganz bewusst auf einen Verputz verzichtet wurde.
So zeichnen sich die Lehmstein oder Stakenholzfüllungen im Sichtfachwerk deutlich und optisch sehr schön in das Raumkonzept eingebunden ab. Andere Gefachfelder sind wiederum mit einem Lehmputz bekleidet. Bei reinen Reparaturarbeiten der feineren Oberputzlage ist zur besseren Lagenhaftung die Unterputzlage leicht aufgeraut worden. Alternativ kann als Armierung ein Jute oder Gittergewebe eingespachtelt werden. Die Außenwände erhielten im Anschluss an die im folgenden beschriebenen Dämm-Maßnahmen raumseitig einen neuen Lehmverputz, der sich ohne Anstrich naturbelassen darstellt.
Die mit Lehm verputzen Deckenfelder wurden entweder repariert oder erhielten eine neue Oberputzlage.

Dämmung oberste Geschossdecke und Außenwände:

Grundsätzlich ist eine nachträgliche Innendämmung sowohl unter bautechnischen als auch unter bauphysikalischen Aspekten anspruchsvoller als eine Außendämmung. Die Berechnungen mit dem Programm COND (18) zur hygrothermischen Beurteilung von Baukonstruktionen bestätigen, dass der bestehende Wandaufbau sowohl die Anforderungen der DIN 4108-2 zum Wärmedurchlasswiderstand als auch die Anforderungen der DIN 4108-3 zur Wasseraufnahmefähigkeit nicht erfüllt. Der Wärmedurchgangskoeffizient der Konstruktion (U-Wert) liegt derzeit bei ca. 2,189 W/(m2K) - nach EnEV 2009 wird im Rahmen der Sanierung/Modernisierung und somit Nutzung der Räumlichkeiten ein U-Wert von 0,35 W/(m2K) angestrebt.
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Abb. 36 : Innendämmung mit Holzfaserdämmplatten (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
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Abb. 37 Anschluss Fensterbrüstung (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Aus diesem Grund wurden verschiedene Systeme unter dem Gesichtspunkt der Bauökologie, Substanzverträglichkeit, Diffusionsoffenheit und kapillaren Leitfähigkeit mit Hilfe des o.g. COND-Programmes simuliert und folgende Wandaufbauten vorgeschlagen.
Der werkseitig hergestellte Wärmedämmlehm ist mit Kork versetzt und ein amtlich zugelassenes Markenerzeugnis für die innere Wärmedämmung von Fachwerkaußenwänden. Das Material besteht aus einem Gemisch der natürlichen Baustoffe Kork, Lehm, Holzspreißel und Kieselgur, welches als plastisch knetbare Masse gebrauchsfertig angeliefert wird. Es ist kapillarleitend und bildet mit der vorhandenen Ausfachung sowie dem Holztragwerk einen hohlraumfreien Verbund (19).
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Abb. 38 Verquollenes Fenster im EG des Haupthauses, straßenseitig (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Auf die vorhandene Wand werden im Abstand von ca. 60 cm senkrechte, trockene, nicht imprägnierte Latten in der Stärke der gewählten Dämmschicht angebracht. Abschnittsweise werden jeweils 2 bis 3 horizontale Lagen sägeraue Sparschalung unter Einfügen einer losen Dachlattenzwischenlage auf die Grundlattung geschraubt. Nach dem Vornässen trockener Wandbereiche wird der Wärmedämmlehm eingeschüttet und mit Hilfe eines Stampfholzes hohlraumfrei verdichtet. Die lose eingelegten Dachlatten nimmt man wieder heraus und verwendet sie im weiteren Baufortschritt jeweils als Abstandshalter. Wärmedämmlehm hat eine relativ lange Austrocknungszeit. Deshalb sollten die Räume während der Trocknungsphase möglichst mehrere Stunden täglich gut durchlüftet werden! Nach der Trocknungszeit von ca. 5 Wochen können die Schilfrohrmatten als Putzträger aufgebracht werden. Wenn das Material eine hellgraue Farbe annimmt und auf Druck nicht mehr federnd nachgibt, können die Innenputzarbeiten erfolgen. Der Lehminnenputz wird zweilagig in einer Dicke von 25 cm aufgebracht. Ein weiteres gutes Durchlüften der Räume ist dringend erforderlich. Als Beschichtung für den Lehminnenputz eignet sich ein Kalk-Kasein-Anstrich.
Mit einer berechneten 6 bis 8 cm dicken Cellco-Lehmschale verbessert sich der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) an den Natursteinwänden von derzeit 2,189 W/(m2K) auf 0,527 W/(m2K), bei den mit Ziegelstein ausgemauerten Fachwerkwänden von derzeit 1,301 W/(m2K) auf 0,499 W/(m2K).
Die für die Dämmung der Fachwerkwände im Markt 3 eingesetzte Holzfaserdämmplatte ist ein putzfähiges Dämmelement auf der Basis einer speziellen Holzfaser aus Nadelholz in Form von Schwarten, Spreißeln und Hackschnitzeln ohne Zusatz fremder Bindemittel. Die Platte besteht meist aus drei Schichten unterschiedlicher Dichte, die mit PVAC-Weißleim miteinander verklebt sind. Die Platten sind diffusionsoffen, kapillaraktiv, schalldämmend und flexibel innen und außen einsetzbar (20).
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Abb. 39 Feuchtegeschädigtes Schaufenster im EG des Haupthauses, straßenseitig (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Zur Herstellung einer planebenen Untergrundfläche ist in der Regel ein Putzausgleich sowohl in den Gefachen als auch über die gesamte Wandfläche hinweg notwendig. Vorhandene Lehmputze sollten auf eine ausreichende Festigkeit geprüft werden, ggf. ist eine materialkonforme Reparatur oder Ergänzung notwendig. Die Holzfaserdämmplatten werden vollflächig mit Lehm oder einem systemkonformen Trockenmörtel eingeschlämmt, wobei Lufteinschlüsse zu vermeiden sind. Die Elemente werden im Nut- und Federsystem verlegt und zusätzlich mit Tellerdübeln, ca. 5 bis 6 Stk/qm befestigt. Zur Ausbildung der Fensterleibung verwendet man eine selbstklebende Putzanschlussleiste mit Dichtband, Gewebe und Abrisskante. Bei der Verwendung der Unger-Diffutherm-Dämmplatten wird auf die Dämmschicht eine spezielle Spachtelmasse, der sogenannte "Multigrund" als dampfdiffusionsstabilisierende Schicht vollflächig und mit Gewebeeinbettung aufgebracht. Bei der Verwendung von Pavadentro-Platten des Herstellers Pavatex ist dies nicht notwendig, da bereits im Herstellungsprozess zwischen den Lagen einer Platte eine solche dampfregulierende Schicht eingebracht ist. Abschließend erfolgt der zweilagige Lehmverputz. Hierbei ist das Einputzen eines Armierungsgewebes empfehlenswert. Mit einer 6 cm dicken Holzfaserdämmplatte verbessert sich der U-Wert bei den mit Ziegelsteinen ausgemauerten Fachwerkwänden von derzeit 1,301 W/(m2K) auf 0,429 W/(m2K).
Die oberste Geschossdecke, wie sie sich gegenwärtig z.B. über dem Wohnraum im 1. OG mit einer unterseitig mit Lehm verputzten Holzbalkendecke, eingeschobenen Lehmwickeln, Lehmschüttung und einem oberseitigen Gipsestrich darstellt, erfüllt die Anforderungen an den Wärmedurchlasswiderstand nach DIN nicht. Zur Verbesserung des Wärmeschutzes empfiehlt sich eine Dämmung mit 160 mm Holzfaserdämmplatten und einem begehbaren OSB-Belag. Der U-Wert würde sich dadurch von 0,587 auf 0,227 W/(m2K) verbessern.

Innenräume Fenster:

An den einfach verglasten Fenstern am Markt 3 sind Schäden durch Witterungseinflüsse und Nutzung unverkennbar. Besonders betroffen sind die waagrechten, der Witterung ausgesetzten Rahmenteile. Aufgrund der Versprödung des Farbsystems und der daraus resultierenden Rissbildung konnte Niederschlagswasser und Luftfeuchtigkeit eindringen und das Holz zum Quellen bringen. Durch die ungehinderte Sonneneinstrahlung wurde die obere Schicht der Holzinhaltsstoffe zersetzt und das Holz vergraute, was bei maßhaltigen Bauteilen nicht erwünscht ist, da mit dem Zersetzen auch eine Konturänderung einhergeht. Abgerundete Kanten der Fälze, aufgeraute Oberflächen und Risse ermöglichen ein verstärktes Eindringen von Wasser und Wind, wodurch sich bei wachstumsförderlichen Temperaturen und lang anhaltender Holzfeuchte holzzersetzende Fäulnisbakterien und Pilze entwickeln können. Weitere Schäden treten in den Bereichen der Verriegelungen und der Bänder auf, die z.T. sehr schwergängig und verrostet sind.
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Abb. 40 Stark geschädigtes Fenster im EG des Hinterhauses (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
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Abb. 41 Mit der Aufarbeitung der Fenster im Hinterhaus wurde bereits begonnen (Deutsch Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.)
Den Restaurierungsarbeiten sollte eine Bestandsaufnahme mit Bildern oder Handskizzen sowie Maßen zugrunde liegen. Ein umfassendes Schadensbild ist allerdings erst nach dem Entfernen der alten Farbschichten zu erkennen. Einsetzungen und Ergänzungen sollten immer in der gleichen Holzart und Maserung erfolgen, wie es das Bauteil vorgibt. Die unteren Rahmeneckverbindungen von Fensterflügeln und Rahmen zeigen häufig große Schäden durch eingedrungenes Wasser. Weisen die Holzbereiche um einen geschädigten Zapfen genügend Festigkeit auf, ist es möglich einen "falschen Zapfen" wasserfest einzuleimen. Ist jedoch der geschädigte Bereich größer, muss dieser bis zum gesunden Holz zurückgeschnitten und ein neues Stück mittels einer Überblattung angesetzt werden. Kleine Schadstellen werden durch rautenförmige oder schiffchenförmige Einsetzungen ausgebessert.
Fehlende oder stark zerstörte Beschläge sollten durch einen fachkundigen Schlosser repariert oder aus einem Fundus von Altbeschlägen bzw. durch Fertigung neuer Beschläge nach historischem Vorbild ersetzt werden. Ein Grundieröl als erster Anstrich sollte nur auf die neu verbauten Holzteile aufgetragen werden. Ansonsten bilden zwei Voranstriche und ein Deckanstrich mit einer natürlichen Holzlasur, die mit Pigmenten versetzt werden kann, den Schutzanstrich.
Im Rahmen einer Verbesserung des Gesamtwärmeschutzes ist es sinnvoll, die vorhandenen Einfachfenster auf der Innenseite durch das Vorsetzen von Einscheiben-Isolierglasfenstern zu Kastenfenstern umzubauen. Sie erfüllen die heutigen Anforderungen an Wärme- und Schallschutz sehr gut. Der Umbau sollte erst nach der Fertigstellung einer nachträglichen Innenwanddämmung erfolgen, wenn die tatsächlichen Wandstärken vorliegen.