Schadensaufnahme
Baugrund:
Bereits im Mai 1993 stellte Herr Dipl.-Ing. Jörn Miehe vom Büro HMP, Braunschweig, in seinem Bericht zum Gebäudezustand an der Nord-Ost-Ecke der Tordurchfahrt Rosmarienstraße 7/8, hofseitig und zum angrenzenden Objekt Neukirchenstr. 37 größere Setzungsschäden fest, die sich u.a. im Bruch von Deckenbalken, in Verformungen, in der Schieflage von Geschossdecken und in Wandschäden in den darüber liegenden Geschossen äußerten (1). Eine Rammsondierung (2) erwies unterhalb 1,0 m Bodentiefe eine ca. 50 cm dicke Ton-Schluff-Schicht und in ca. 1,65 m Bodentiefe Grundwasser (3). Im Rahmen einer erneuten Baugrunduntersuchung durch die SUB GmbH wurde folgender Schichtenaufbau von oben nach unten dokumentiert: 80 cm Schluff mit eingebetteten Kies- und Bauschuttpartikeln (deutlich aufgeweicht, geringe Lastaufnahmefähigkeit), 50 cm organisch durchsetzte, stark feinkiesführende Schluffschicht mit geringer Dichte, mindestens 1,70 m sandige, schwach schluffige, steinführende Kiese mit hoher Lagerungsdichte. Der Grundwasserspiegel zum Zeitpunkt der Untersuchung lag bei ca. 2,60 m Bohrtiefe (4). Nachsetzungen des Baugrundes lassen sich mit einer erheblichen Verringerung der Lastaufnahmefähigkeit der Schluffschichten bei langer Durchfeuchtung, z.B. durch kapillaren Feuchtetransport oder Ansteigen des Grundwasserspiegels bis in den Schluffschichtenkomplex, begründen (5). Günstige Bedingungen für eine Gebäudegründung weisen die sandigsteinigen Kiesschichten unterhalb der Bodentiefe von 1,30 m auf (6).Sockelmauerwerk/Keller:
Das Sockelmauerwerk in der Rosmarienstraße 7/8 besteht straßenseitig und am Ostgiebel aus Sandsteinen – straßenseitig teilweise zusätzlich mit einer einlagigen, hochkant gemauerten Rollschicht aus Ziegelsteinen. Unterhalb des Bogenfensters bis hin zum westlichen Gebäudeende ist das Sockelmauerwerk weniger als 20 cm hoch gemauert; die Rollschicht ist hier nicht vorhanden. Weiterhin gibt es im gesamten Sockel- bzw. Kellermauerwerk keine horizontale Sperrung gegen aufsteigende Feuchte. Der Sandsteinsockel weist straßenseitig mehrere Reparaturstellen, ein Ausbrechen/Auswaschen des Fugenmörtels durch eine regelmäßige, starke Durchfeuchtung sowie eine daraus resultierende Lockerung der kleineren Steine auf. Das Haus ist weitgehend unterkellert, wobei der Zugang vom ehemaligen Schankraum aus zu einem Tonnengewölbe derzeit nicht möglich ist, da die ebenerdige Öffnung im Fußboden fest vernagelt ist. Vermutlich aufgrund des hohen Grundwasserstandes wurde der Fußboden (Ziegelschicht) angehoben. Die lichte Raumhöhe im Scheitel beträgt wohl nur noch 1,0 m (7). Die Süd- und die Westwand des Kellers unter dem Saal Rosmarienstraße 7/8 bestehen vorwiegend aus Sandsteinmauerwerk. Durch aufsteigende Feuchte und eine unzureichende Durchlüftung des Kellers sind alle Wände stark durchfeuchtet, Lehmputze bzw. Kalkschlämmen sind abgängig, der Lehmboden ist ausgewaschen, rissig und aufgeworfen. Der Stahlunterzug sowie die Stahlauflager der Kappendecke sind stark verrostet.
Abb. 4 Kellerwände mit Feuchteschäden, verrosteter Stahlunterzug, Holzbalkendecke mit Durchbiegung und Feuchteschäden

Abb. 5 Hoffassade Rosmarienstr. 7-10, fehlendes Sockelmauerwerk, Schwellhölzer und Ausfachungen liegen im Erdreich.
Außenputze/Außenanstriche:
Als Schadensbilder an den Lehm-Außenputzen können schollenartige Ablösungen, Auswaschungen und Fehlstellen dokumentiert werden. Die mit Ziegelsteinen geschlossenen Gefache an den Rückfronten sind gar nicht verputzt. Im Rahmen einer Sanierung sollten die Ziegelgefache entweder mit einem Kalkputz versehen oder nach einer Ertüchtigung fachgerecht ausgefugt werden.
Abb. 7 Durch defekte Dacheindeckung und defekte Entwässerung zerstörter Knotenpunkt Deckenbalken/Ständer/Rähm mit Verlust der Tragfähigkeit (straßenseitig)
für Putzmörtel können Feinsande und gegebenenfalls Fasern zur Erhöhung der Reißfestigkeit beigegeben werden.
Die Anstriche auf den Holzbauteilen und Gefacheputzen sind durchweg stark rissig und blättern großflächig ab. Möglichkeiten
zur Abnahme der Farbreste und Farbgebung sind beim Objekt Markt 3 beschrieben.